Donnerstag, 18. Oktober 2012

[Lesestoff] "In einer Person" von John Irving

(c) Frau von Saltkrokan
Auf einen neuen Irving freue ich mich jedes Mal, seit ich ihn vor ein paar Jahren für mich entdeckt habe. Meistens dauert es ja mindestens zwei Jahre bis Irving einen Roman fertig hat - kein Wunder bei seinen dicken Schinken!
Die meisten Romane stehen noch ungelesen im Regal, bisher habe ich "Witwe für ein Jahr", "Garp und wie er die Welt sah" und "Letzte Nacht in Twisted River" gelesen. Mit ungefähr vierzehn habe ich mal "Das Hotel New Hampshire" angefangen, was damals aber noch zu früh war. Nun lese ich also seinen neuesten Roman, "In einer Person" [OT: "In One Person"]. 
Irving lesen ist sehr intensiv, bei kaum einem Autor fällt es mir so leicht, die jeweiligen Protagonisten so schnell anzunehmen als hätte ich schon seit zig Seiten von ihnen gelesen. Gleichzeitig sind Irvings Romane aber auch sehr anstrengend, weil eben so ausufernd und episch angelegt. Sich kurz fassen kann dieser Autor auf jeden Fall nicht! Wer da thrillerartige Spannung erwartet, sollte lieber einen Bogen um Irving machen.
"In einer Person" wartet wieder einmal mit für Irving typischer Skurrilität auf: Protagonist Bill ist der Sohn eines davongelaufenen Vaters und als Junge sexuell recht orientierungslos. Er will Schriftsteller werden und ist ein begeisterter Leser. Da ich momentan leider nicht viel zum Lesen komme, habe ich es erst auf Seite 300 von über 700 geschafft, aber es gefällt mir wieder sehr gut. Rezension wird natürlich folgen!

Oftmals finde ich es auf der einen Seite ein wenig schade, dass Irving sich in seinen Motiven wiederholt: Typisch für ihn sind Bären, Wien, die Ostküste der Vereinigten Staaten, Ringen, Schriftstellerei, vaterlose Jungen, dominante Frauen und sexuelle "Abweichungen" (bitte bitte in dicken Anführungsstrichen!) von der Hetero-Norm. Bei Irving tragen Männer Frauenkleidung und es gibt Transsexuelle ebenso wie Bisexuelle und Homosexuelle. Oft fühlen sich schwache Männer zu starken Frauen hingezogen, ebenso wie jüngere Männer zu älteren Frauen. Auch in "In einer Person" finden sich viele dieser Elemente. 
Auf der anderen Seite ist es genau das, was einen Irving ausmacht und man kann ihn - selbst in der Übersetzung - unter vielen anderen Romanen sofort erkennen. Ich werde mir wohl nie einig sein, ob ich das nun gut oder schlecht finde ...

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