Samstag, 29. Juni 2013

[Gedanken] "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, dass er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."*

(c) Frau von Saltkrokan
Ich habe Versagensängste. Lange bevor ich überhaupt aktiv geworden bin. Das war eigentlich schon immer so und manchmal so schlimm, dass ich erstarre und verharre, mich nicht mehr bewege - und unweigerlich versagen muss. Da hilft es auch nichts, sich alte Punk-Parolen aufzusagen im Stile von "Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren!". Da hilft kein Zuspruch, nicht einmal von M. Ein wenig half der moralische Arschtritt vom Lieblingsdozenten, der sagte, dass man keine Zeit mehr zum Angsthaben habe. Doch auch der verebbt irgendwann in einer Flut aus Selbstzweifeln.
Da macht man sich Listen, weiß, was man alles noch zu erledigen hat, und lebt dennoch viel zu sehr in den Tag hinein, weil man erstarrt ist. Regelrecht zu einer Salzsäule, lebensunfähig, in der Hoffnung, dass schon alles wird, selbst wenn man sich nicht bewegt. Das finde ich selbst schrecklich, ich will ja gar nicht so sein und manchmal denke ich, dass ich eigentlich auch nicht so bin. In den wichtigen Punkten bin ich ja aktiv geworden. Irgendwann mal. Zwei Wochen vor Abgabetermin der Bachelorarbeit. Komischerweise sehr viel früher bei den Bewerbungsfristen für die Unis. Nie in Sachen Sport. Immerhin habe ich einen Universitätsabschluss zustande gebracht, bin von Zuhause ausgezogen. Irgendwie hat das ja alles geklappt. Aber wieso nur muss ich es mir so schwer machen, wieso läuft alles von mir vorbei? Wieso habe ich das Gefühl, alles wie Sand in den Fingern zu halten statt es wirklich festzuhalten, anzupacken? 
Ich brauche immer scheinbar ewig für den ersten Schritt, nach dem alles kinderleicht zu sein scheint. Dieser erste Schritt macht mir Angst, weil er alles meist so endgültig und real macht. Dann muss ich den Weg auch gehen, dann gibt es kein Zurück mehr.

Manchmal denke ich an mein neunzehnjähriges Ich. Eine blutjunge Frau, die keine Angst hatte, keine Zweifel, ob es das Richtige ist, wegzuziehen, Germanistik zu studieren und ihren Weg zu gehen. Doch jetzt ist da fast nichts konkretes, alles ist ungewiss, und das ist für einen Kontrollmenschen wie mich sehr schwer. Es ist gerade eine unfassbar schöne Zeit, aber auch eine verwirrende, beängstigende Zeit. Ich weiß, ich werde das alles meistern. Wenn ich doch nur endlich den ersten Schritt tun würde ...




* Friedrich Nietzsche, "Jenseits von Gut und Böse"

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