Dienstag, 24. September 2013

[Gedanken] Ich, das Heidenkind. Oder: Die Baumkronen sind meine Kathedralen.

(c) Frau nach Saltkrokan

An anderer Stelle habe ich ja vor kurzem schon angedeutet, dass sich mein Glaube nicht im christlichen Rahmen bewegt. Ich habe lange - auch schon vor meinem Kirchenaustritt - überlegt, ob ich überhaupt etwas zu meinem Glauben schreiben soll. Zunächst, weil es doch ein sehr intimes Thema ist und zudem, weil mein Glaube ein seltsames Ding ist, ein verstückeltes Sammelsurium, das in keine Schublade passt und dass man nicht mit einem schicken Ismus belegen kann.

Ich habe schon früh gemerkt, dass der christliche Glaube für mich nicht das ist, das mich erfüllt. Als Teenager habe ich mich deswegen auf die Suche nach einem Glauben für mich gemacht, denn so ganz ohne etwas, an das ich glauben kann, das ging dann auch nicht. Eine gewisse Zeit lang habe ich eine Heimat im Buddhismus gefunden und auch heute noch finde ich diese Religion (die ich eher als Lebensweise empfinde) in manchen Aspekten ansprechend; so glaube ich zum Beispiel an Wiedergeburt und ein wenig auch an Karma, wenn auch nicht so streng und konsequent.
Dann habe ich mit der Zeit immer mehr zu so einer Art Naturglauben gefunden, einer Art Pantheimus, nur ohne den "théos". Das war das, was mich immer stocken ließ, wenn ich behauptete, ich sei Pantheistin. Das Ding mit der Natur, das war etwas, was ich gut fand und das mich erfüllte, wenn ich es mir vorstellte, aber ich konnte immer noch nicht an einen Gott glauben. Daher ging ich dazu über, von "etwas Göttlichem" zu sprechen, an das ich glaube. An was genau ich glaubte, konnte ich beschreiben, aber eben nicht mit einem tollen, prägnanten Wort. Letztes Jahr fand ich dann Zugang zum Neuheidentum, mit dem ich viele Dinge teile, aber eben auch hier nicht der wirkliche Glaube an Götter/einen Gott/eine Göttin. Wobei ich an die Natur als Göttliches glaube und man dies wohl am ehesten mit dem Glauben an die Muttergöttin gleichsetzen kann. Das Leben mit der Natur und mit dem Jahreskreis mag ich besonders, eine tiefe Verbundenheit mit der Natur, die man verehrt und zelebriert. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, und sei es "nur" in einem Park, spüre ich, dass es mir besser geht, dass ich zur Ruhe komme und in mich gehe. Deswegen brauche ich auch regelmäßig den Kontakt zur Natur, sonst würde ich auf Dauer eingehen wie ein Blümchen ... Die Spaziergänge in der Natur entsprechen wohl dem Kirchgang eines Christen und die Baumkronen sind dabei meine Kathedralen - nicht weniger beeindruckend und genauso erstaunlich. In der Natur steckt so vieles, das wir uns nicht erklären können, etwas, das jenseits von naturwissenschaftlicher Logik funktioniert - und genau das ist das "Göttliche", an das ich glaube.
Ich bete nicht zu diesem Göttlichen und spreche ihm keine Allmacht zu, aber insofern eine Macht, als dass ich auf sie angewiesen bin und sie mich durchdringt. Jedoch habe ich in den letzten zwei Monaten, als es mir gesundheitlich sehr schlecht ging, auch gebetet - zum vielleicht ersten Mal seit meiner Kindheit - und habe Trost in dem Gedanken gefunden, dass mir jemand zuhört und mir meine Gesundheit wieder gibt.

Künftig möchte ich diesen Glauben mehr leben, eventuell auch Gleichgesinnte suchen und mich weiter informieren. Mich schreckt nur manchmal das Schubladendenken, in das ich nicht so recht passen will, weil ich mit meinem Glauben vielleicht nicht so weit gehe wie manch andere. Aber für mich persönlich wünsche ich mir ein Leben mit diesem Glauben und das Leben im Jahreskreis und den Festen - fernab der christlichen Feiertage, die ich zwar sicherlich auch noch feiern werde, die aber schon lange keinen religiösen Wert mehr für mich haben.

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