Ich bin der Grinch. Am liebsten würde ich Weihnachten stehlen. Doch von Anfang an: Ich mag Weihnachten und ganz besonders den Advent. Die Stimmung im Winter, wenn in der ganzen Wohnung Kerzen brennen, es nach Tannen duftet. Meinen Teeadventskalender, Weihnachtsmärkte, heiße Maronen, Weihnachtskarten verschicken und gemütliches Weihnachtsessen mit der Familie (damals noch mit Braten für mich).
Die Realität sah in den letzten zwei Jahren eher so aus: Rumgehetze in den Geschäften, fieberhaftes Überlegen, was man wem schenkt, Schneematsch auf den Straßen, Gedränge auf dem Weihnachtsmarkt - und nach einer gefühlten Woche war dann plötzlich Weihnachten. All das will ich nicht mehr ... Gut, den Schneematsch wird man nicht wegzaubern können, genauso wenig das Gedränge auf dem Weihnachtsmarkt, aber die Stimmung - die kann man doch verändern! Es nervt mich ("ankotzen" sollte man ja vielleicht nicht auf einem einigermaßen seriösen Blog schreiben ...), dass es sich bei Weihnachten nur noch um die Geschenke dreht.
Weihnachten setzen die meisten Leute heutzutage nur noch mit Geschenken gleich und das schlimmste daran ist für mich, dass sie diese Geschenke eigentlich gar nicht verdient haben, weil es doch "nur" ein Feiertag wie jeder andere ist und nichts mit den Menschen zu tun hat (außer man hat ausgerechnet an Weihnachten Geburtstag).
Eigentlich beschenke ich Leute, die ich gern hab, sehr gern, aber dann doch bitte an deren Geburtstag, wenn sie selbst gefeiert werden und nicht der Geburtstag eines anderen ... Für mich hat Weihnachten sowieso kaum eine religiöse Bedeutung, auch wenn ich um seinen Ursprung weiß (was auf die meisten Kinder heutzutage wohl kaum mehr zutreffen dürfte). Es ist für mich einfach eine Zeit der Besinnlichkeit, während der man etwas zur Ruhe kommen kann und sich eben nicht verrückt machen sollte wegen irgendwelchen Geschenken! Großen Stress direkt vor Weihnachten habe ich kaum, weil ich zur Fraktion der Frühkäufer gehöre, die durchaus auch schon Geschenke im August kaufen. Doch allein schon das Nachdenken darüber nervt mich, der seelische Stress, den man sich macht und dieses ständige: "Oh Gott, ich hab für meinen Vetter fünften Grades noch kein Geschenk!" - das ist doch lächerlich. Man sollte das auch bleiben lassen dürfen. Wenn einem nichts einfällt, hat das wahrscheinlich seinen Grund und bevor man einen unnötigen Mist kauft, der entweder umgetauscht wird oder in der Mülltonne landet, schenkt man lieber nichts.
Inzwischen gibt es eh nur noch eine Handvoll Leute, denen ich etwas schenke: meine Eltern, mein Herzallerliebster, zwei Freundinnen und den Schwiegereltern. Da mein Schwager in spe an Weihnachten Geburtstag hat (der Arme), fällt das bei ihm zusammen. Die Schwiegereltern und die beiden Freundinnen bekommen nur was kleines, was man so nett "kleine Aufmerksamkeit" nennt und das dieses Jahr etwas selbstgemachtes sein wird. Mit dem Herzallerliebsten versuche ich, kleine Weihnachten zu etablieren und hoffe insgeheim darauf, die Schenkerei irgendwann ganz zu streichen. Lieber koche ich uns lecker etwas oder wir gehen essen. Für meine Eltern fällt mir schon seit Jahren nichts gescheites mehr ein ... Aber da juckt ja das schlechte Gewissen, weil ich ja immer noch "das Kind" bin, krieg ich ja Geschenke, die, weil ich Alleinerbin bin, sogar recht üppig ausfallen (und angesichts meines fortgeschrittenen Alters nach meinem Geschmack ruhig etwas weniger üppig ausfallen könnten). Da will man sich ja auch revanchieren (obwohl das Muttertier schon seit Jahren sagt, das müsse man nicht), was ich ja auch gerne mache. Dennoch will ich es immer mehr reduzieren, soweit es eben geht. Denn wie das eben so ist: Wenn man etwas geschenkt bekommt, will man auch etwas schenken (übrigens auch ein Paradoxon, das es nur an Weihnachten gibt, denn an seinem Geburtstag schenkt niemand auch noch den Gästen was).
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