Samstag, 6. August 2011

"Mama, ich will ein Filly*!"

Da ich ja nebem dem Studium in einem Spielwarenladen jobbe, habe ich verhältnismäßig viel mit Kindern zu tun und bekomme ziemlich viel mit, wenn es um aktuell angesagtes Spielzeug geht. Immer wieder fällt mir dabei auf, wie markenorientiert die Kinder heutzutage schon sind. Da muss es unbedingt das Mäppchen von der rosa Fee sein oder der Wecker vom frechen Piraten, die ganz bestimmten Kreisel aus Japan oder eben die brandaktuelle Serie von der Marke mit den Steinen zum Zusammenbauen.
Eine Mutter stöhnte mal, dass die Kinder ja gar nicht wüssten, wie teuer das alles sei - da dachte ich so bei mir: "Ja, von wem sollen sie es denn auch lernen, wenn nicht von den Eltern?" Wenn nach Wunsch sofort alles herangeschafft wird, ist es ja auch kein Wunder, dass die Kinder immer mehr wollen.
Ich selbst kaufe mir auch gerne mal unnötigen Schnickschnack: eine schöne Postkarte, eine neue Handytasche, obwohl die alte es noch tut oder einen besonderen Stift, das zehnte Paar Ohrringe. Oder eben ein Buch, obwohl ich noch über siebzig ungelesene im Regal stehen habe ... Dennoch finde ich, dass es bei Kindern eine Spur extremer ist, weil die Interessen sich ja sehr schnell ändern und das, was heute noch angesagt war und mit Heulen von den Eltern erkämpft wurde, in ein paar Wochen schon unbeachtet in der Ecke liegt. Dazu stehen die Unsummen an Geld, die dafür ausgegeben werden, absolut in keiner Relation.
Jetzt wo ich lange dem Kindesalter entwachsen bin und kritischer zu diesem Thema stehe, schüttele ich den Kopf darüber, als Kind war ich wohl kaum anders. Ein Kind weiß eben nicht, dass 140 Euro für ein Raumschiff zum Zusammenbauen eine Menge Geld sind, diese Zahlen sind nun einmal sehr abstrakt. Und selbst Kindergartenkinder stehen heutzutage ja schon unter Gruppenzwang. Wenn man da nicht eine bestimmte Comicfigur auf der Brotdose hat, ist man doof, in der Schule wird das ja sogar schlimmer. Grönemeyer sang einmal "Kinder an die Macht!" - bloß nicht! Kinder können schließlich furchtbar grausam sein. Wurde ich doch mal in der zweiten Klasse von einer Mitschülerin gehänselt, weil ich Winterstiefel vom bekannten Discounter anhatte. Da schämt man sich dann, verflucht die Eltern und will die Schuhe nicht mehr anziehen. Die Erklärung der Eltern, dass so etwas den Charakter bildet, kann man erst verstehen, wenn man älter ist. Und dann macht man sich Gedanken, ob man diesen Kampf selbst aufnehmen will, denn ich würde wohl eine strenge und strikte Mutter sein, mit Prinzipien. Man stellt sich dann die Fragen: Kann und darf man dem Kind seine Prinzipien aufoktroyieren? Oder sollte man Verständnis zeigen für den "gesellschaftlichen Druck", unter dem selbst der Nachwuchs schon steht?







* Fillys sind kleine Pferdchen zum Sammeln - der einzige Markenname, der hier genannt sein soll.

6 Kommentare:

  1. aufoktroyieren - boah kennst du wörter^^

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  2. Um zu lernen, wie teuer alles ist, hilft nur eins: Taschengeld, um sich selbst "Luxusartikel" kaufen zu können. Meine Mutter hat sich, als ich ca. 8 Jahre alt war, mal mit mir hingesetzt und mir vorgerechnet, was das Leben kostet. Kindgerecht halt. Mama und Papa verdienen so-und-so-viel. Ein Liter Milch kostet 10 Schilling, aus 1 Liter Milch kann man 4 Kakaos machen, wie viel Kakao trinken wir? Ein Paar Winterschuhe kostet 500 Schilling, passen Dir die Winterschuhe vom letzten Jahr noch usw? Das hat (mir zumindest) geholfen.

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  3. Ja, ich habe auch recht früh Taschengeld bekommen, mit fünf oder sechs schon. Einmal hab ich mein Gespartes komplett auf der Kirmes auf den Kopf gehauen - das hab ich meiner Mutter nie erzählt, weil ich mich so geschämt hatte. Aber seitdem hab ich so etwas auch nie wieder gemacht und eher aufs Geld geachtet.
    Ich denke auch, dass die Methode: "Teures gibt es nur zum Geburtstag" gepaart mit einem konsequenten Nein auch hilft.

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  4. Ja, so ähnlich wars bei mir auch :-)
    Teures zum Geburtstag, und "Zeugs", das ich einfach so haben wollte (Comicheftchen, Diddelsachen, später dann Modeschmuck oder "coole" Klamotten, etc. pp.) vom Taschengeld, so habe ich auch gelernt mir das Geld einzuteilen und auf etwas zu sparen. Schulsachen und notwendiges Gewand (also jetzt nicht das 17. Top das grad cool ist, sondern eine Basisgarderobe) musste ich allerdings nie vom Taschengeld kaufen.
    Meine Mutter hat mir auch nie Vorschriften gemacht, was ich mir ums Taschengeld kaufen darf oder nicht und ob ich sparen soll oder nicht - aber wenn das Geld aus war, war's aus, da gabs kein Gebettel. War schon OK so.

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  5. Klamotten hab ich mir, seit ich 14 war, oftmals schon selbst gekauft. Meinen "Eastpak"-Rucksack und auch später den von Jack Wolfskin musste ich beide selbst bezahlen, weil die nicht sein mussten und ich die einfach haben wollte. Wenn ich auch Schuhe haben wollte, die recht teuer und nicht unbedingt notwendig waren, musste ich einen Teil dazuschießen. Dann merkt man auch direkt, was das alles so kostet ...

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