Donnerstag, 16. Februar 2012

Ein Lob auf die Stadtbüchereien

Was wäre mein Leben nur ohne die Stadtbüchereien, die ich bisher besucht habe! Und weil ich so dankbar bin, dass es eine solche Institution gibt, will ich ihr mal einen Beitrag widmen.
Meine Liebe zu Büchereien begann schon in der Grundschule, als einmal im Monat der Bücherbus in den Ort kam, in dem meine Grundschule war. Der Bücherbus war toll, wir durften, wenn er kam, sogar während des Unterrichts nach unten gehen und dort stöbern. Einmal fragte mich die Dame an der Ausleihe mal, ob ich mir sicher sei, dass ich die ganzen Bücher denn auch bis zum nächsten Mal lesen könne - was ich, schwankend unter dem Bücherstapel, mit einem lauten und empörten "ja!" beantwortete. Die Jungs liehen sich übrigens meistens Sachbücher der "Was ist was"-Reihe aus, die mich dann erst später interessierten. Mein Jagdgebiet waren die "Romane".
Irgendwann wurde mir der Bücherbus aber zu klein, die Auswahl war eben doch recht begrenzt. Also meldete ich mich in dem Ort, in dem ich aufs Gymnasium ging, in der Bücherei an. Die Bücherei war nicht gerade groß und leider auch nicht so gut ausgestattet - aus finanziellen Gründen, wie immer ... Aber dort entdeckte ich die "Wilden Hühner" und später Anne Rice für mich. Ein Highlight war, als die Bücherei endlich mal eine umfangreichere Musikabteilung bekam und man sich CDs ausleihen konnte - ihr könnt euch also vorstellen, dass mir auch diese Bücherei bald nicht mehr viel zu bieten hatte. Zum Glück hatte ich noch eine weitere Möglichkeit, mich zu "vergrößeren": Die Bücherei der Landeshauptstadt (aber die des kleinsten Bundeslandes, also erwartet nicht zu viel ;-) ). Dorthin musste ich dann entweder den Bus nehmen oder jemand fuhr mich. In dieser Bücherei habe ich dann auch meinen ersten Pratchett ausgeliehen, ständig lief ich dort meinem Kunstlehrer über den Weg, habe die komplette "Oh! my Goddess"-Mangareihe von dort gelesen, war auf einer Lesung von Christoph Marzi und war die gefühlt tausendste Vormerkerin für den neuesten Harry Potter. DVDs kosteten leider noch zwei Euro extra, weswegen man sich das dann stark überlegt hatte, zumal die Auswahl eher schlecht war und sich auf ältere Filme beschränkte. Deswegen meldete ich mich bald in der Videothek neben meiner Schule an (hundert Meter Luftlinie) und ging auch immer weniger zur Bücherei. Sicherlich, eine Bücherei ist nicht für Filme da, aber auch die Bücher, die ich lesen wollte, hatten sie oft nicht oder man musste ewig darauf warten, weil es nur wenige Exemplare gab (wie bei "Harry Potter") und Erwerbsvorschläge kannte man dort noch nicht - die lernte ich erst hier, wo ich jetzt lebe, kennen ...

Eines der ersten Dinge, die ich tat, als ich in meine Unistadt (und die Heimatstadt des Herzallerliebsten) zog, war, mich bei der Stadtbücherei anzumelden (gleich nach dem Einwohnermeldeamt und Strom/Gas anmelden). Der Herzallerliebste nahm mich mal mit zu "seiner" Bücherei, die bei ihm um die Ecke ist. Als ich sie betrat, war ich maßlos enttäuscht. Ich dachte: "DAS soll eine Bücherei sein?". Es ist nur ein Raum von vielleicht sechzig Quadratmetern und ich konnte nicht glauben, dass das alles sein sollte. Aber dann sagte mir der Herzallerliebste, dass dies nur eine Zweigstelle war und es in der Stadt - neben der Zentralbücherei am Hauptbahnhof - noch (damals) dreizehn andere Zweigstellen gab. Irgendwann kam eine vierzehnte dazu und mit der Zeit habe ich fast alle von ihnen kennen gelernt. Toll ist auch, dass man sich Sachen aus den Zweigstellen zu seiner Stammbücherei kommen lassen kann und dafür im Gegensatz zu einer Vormerkung nichts bezahlen muss. Der Service hier ist wirklich sehr toll und auch Erwerbsvorschläge werden oft angenommen.
Anfangs brauchte ich sehr lange, um mich an die neue Büchereien zu gewöhnen, ich fand sie erst einmal sogar blöd, weil sie so anders waren als die in meiner Heimatstadt und ich ein extremes Gewohnheitstier bin ... Inzwischen finde ich sie toll und meine Mama beneidet mich regelmäßig, weil "meine" Stadtbücherei viel besser ausgestattet ist und es hier die neuesten Bücher meist sofort gibt.
In den Zweigstellen gibt es mittlerweile Selbstausleih- und rückgabeautomaten, in der Zentrale wird noch daran gebaut und die Nutzerzahlen sind wohl sehr gut. Man merkt: Hier wird Geld reingesteckt und nicht immer mehr gestrichen. Nur was die Mitarbeiter angeht, bin ich noch skeptisch, denn ich stehe diesen ganzen Selbstbedienautomaten immer sehr kritisch gegenüber, weil in den meisten Fällen doch nur Stellen dadurch abgebaut werden ...
Letztes Jahr wurde der Mitgliedsbeitrag von 12 auf 16 Euro erhöht (für Studenten gibt es übrigens keine Ermäßigung), aber das finde ich immer noch in Ordnung. DVDs kann man nämlich kostenlos ausleihen und das nutzen wir mehr als dankbar. Es gibt die neuesten Filme und dank der Bücherei kann ich diese dann auch sehen, ansonsten müsste ich viel Geld ausgeben. Meine Mitgliedschaft in der Videothek habe ich kein einziges Mal genutzt ...
Einmal in der Woche bin ich mindestens in der Bücherei und man kann sagen, dass sie fast zu meinem zweiten Wohnsitz geworden ist ... Und wenn es mich mal woanders hinverschlagen sollte, muss es da eine gescheite Stadtbücherei geben, sonst ziehe ich nicht dorthin ;-)


Habt ihr auch eine Bücherei, die ihr so innig liebt wie ich meine? Wie ist es dort so?

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