Donnerstag, 30. Januar 2014

[Leben in Cafés // 12 Monate - 12 Cafés] Das "freckles" in Berlin-Kreuzberg


(c) Frau von Saltkrokan

Marina von morgenrosa hat eine schöne Aktion gestartet: 12 Monate - 12 Cafés. Jeden Monat soll ein neues Café (also im Sinne, dass man selbst es noch nicht kennt) besucht und vorgestellt werden. Da ich noch einige Cafés in Berlin besuchen wollte, kam die Aktion sehr passend und ich meldete mich spontan an.


Das "freckles" liegt in der Nähe der Bergmannstraße in Kreuzberg, also in einer sehr lebendigen Gegend, in der ich zum ersten Mal unterwegs war und die mir auf Anhieb gefiel.
Das Café ist von außen etwas unscheinbar, der Name steht nur am Fenster, nicht riesengroß über der Tür. Man geht ein paar Stufen hinunter und steht dann in einem netten, einladenden Vorraum, in dem sich die Theke und ein hoher Tisch mit Barhockern befinden. Am Fenster sind außerdem auch noch ein paar Barhocker. Durch einen Gang kommt man in einen zweiten Raum, in dem mehrere Tische mit Bänken und Stühlen stehen - und ein Kaminofen.
Die Tische machen einen selbstgezimmerten Eindruck, die sind nicht ganz gerade, was ich sehr sympathisch fand. Die Einrichtung ist reduziert, aber dennoch nicht lieblos, ganz im Gegenteil. Ein bisschen spürt man schon die weiblichen Hände der beiden Besitzerinnen //Geschlechterklischee Ende.

(c) Frau von Saltkrokan

Eine der Besitzerinnen begrüßte mich sehr nett und erklärte mir, welche Torten zur Auswahl standen. Das war fies. Sowie das Wort "Oreo" über ihre Lippen kam, hatte sie mich - also fix noch einen Cappuccino dazu geordert und es ging in den hinteren Raum, eine Runde stricken. Insgesamt gab es drei verschiedene Torten und einen Kuchen zur Auswahl. Die Getränke umfassen die Klassiker, aber auch ein/zwei besondere Schmankerl. Die Auswahl ist nicht riesig, aber ausreichend - es muss ja auch nicht immer eine zweiseitige Getränkekarte sein ...  
Für das Stück Oreo-Torte und den Cappuccino habe ich 5,70 € bezahlt, 3,20 € für den Kuchen, 2,50 € für den Cappuccino. Das ist nicht billig, aber angemessen. Für vegane Kuchen und Torten gebe ich dann gerne auch mal etwas mehr aus, ganz besonders, weil ich die Cafés unterstützen möchte. Die Oreo-Torte war sehr lecker und vor allem nicht zu süß, was ich nicht so mag bei Sahnetorten. Der halbe Oreo-Keks, der der Deko diente, war leider ein bisschen weich geworden (Wegen der Sahne? Wegen der Lagerung in der Kühlvitrine?). Ein bisschen warten musste ich dann auch auf meine Bestellung, vor allem angesichts der Tatsache, dass mit mir nur zwei Gäste da waren.
Das "freckles" bietet neben Kuchen übrigens auch Panini oder Suppe an, also auch für den herzhaften Heißhunger ist gesorgt. Laut Facebook-Seite gibt es auch Frühstück (Was ich ein wenig irritierend finde, da das "freckles" ja erst um 12 Uhr öffnet).
Eine Kleinigkeit, die mir etwas negativ aufgefallen ist: Es war die ganze Zeit über sehr kalt im "freckles". Das mag daran liegen, dass das Café etwas unterhalb der Straße liegt oder an einer fehlenden Heizung. Für einen längeren Aufenthalt ist es jedenfalls etwas zu ungemütlich - schade.
Die Toilette im "freckles" ist übrigens sehr schmal - ein Grund mehr, nicht ganz so viel Torte zu essen wie man eigentlich möchte ... Hihi!


Das "freckles" ist ein nettes veganes Café, das liebevoll eingerichtet ist. Die Preise sind angemessen und die Auswahl ausreichend. Dennoch ist es leider nur ein "normales" Café ohne besonderes Konzept (so wie beispielsweise das Ohlàlà), so dass es (auch wegen des längeren Anfahrtsweges) sicher nicht meine erste Wahl in Sachen vegane Cafés wird.


"freckles". Nostitzstr. 33. 10965 Berlin (Kreuzberg).
Mo. - So. 12:07 - 19:01.
ÖPNV: U7 Mehringdamm.

Sonntag, 26. Januar 2014

[Rezension] "Go vegan!" von Marlene Halser (Hrsg.)

(c) Frau von Saltkrokan
Von anderen zu hören, wie sie zum Veganismus kamen, finde ich immer spannend. Es finden sich erstaunliche Parallelen, aber dennoch ist es jedes Mal etwas anders. 
Marlene Halser hat die verschiedensten Leute dazu befragt und herausgekommen ist eine tolle Sammlung vieler Geschichten von Menschen, die vegan leben oder zum Vegansein anderer beitragen. Manchmal fand ich die Auswahl der Beteiligten sehr passend (Attila Hildmann, Patrik Baboumian, Jan Bredack, Björn Moschinski) oder spannend (Surdham Göb, Claudia Renner, Raphael Fellmer, Sandra Forster), aber auch irritierend (Ariane Sommer oder Yogalehrerin Antje Schäfer) oder nicht ganz stimmig (Klaus Wolf, ein Winzer). Mit manchen Meinungen ging ich konform, andere haben mich aufgeregt oder geärgert. Doch gerade das macht das Buch so interessant: Dass nicht alles homogen ist, denn das sind auch vegan lebende Menschen nicht. Die einen sind vegan geworden, weil sie gegen Massentierhaltung sind, andere aus gesundheitlichen Gründen, wieder andere aus Umweltschutzgründen, wieder andere aus dem Trend heraus.
Erstaunlicherweise war mir der Beitrag von Attila Hildmann hier beispielsweise sehr sympathisch, da er schreibt, dass es nicht um hundertprozentige Perfektion geht, sondern um jeden noch so kleinen Beitrag. Auch kommt an dieser Stelle der Tierschutzgedanke mehr zum Tragen als in seinen Kochbüchern. Sonst bin ich nicht der große Hildmann-Fan, aber hier spricht er ein wahres Wort - denn wenn wir alle ehrlich sind, ist es im Endeffekt egal, wieso jemand vegan wird, Hauptsache er wird es!
Unsympathisch war mir hingegen beispielsweise der Beitrag des veganen Tätowierer-Pärchens aus meinem Heimat-Bundesland. Vor allem die Dame war mir zu extrem, da sie ausschließt, dass fleischessende Menschen wirklich zu ihren Freunden werden können ("Mittlerweile fällt es mir sogar schwer, ganz offen auf Menschen zuzugehen, die ich neu kennenlerne und die keine Veganer sind. Die kann ich nett und sympathisch finden, aber ich weiß dennoch, dass wir keine engen Freunde werden."). Hier treffen zwei Ansichten aufeinander, meine und ihre, denn ich definiere Menschen nicht nur über ihre Ernährungsweise und ich finde, wenn man das tut, reduziert man diese Menschen genauso wie man selbst vielleicht reduziert werden könnte. Ich bin schließlich mehr als nur Veganerin und ein Fleischesser ist auch mehr als nur das. Anders verhält sich das höchstens bei mir, wenn mir zu großes Unverständnis und dumme Sprüche entgegenschlagen. Aber auch hier muss man wieder einmal festhalten: Jede/r empfindet das alles anders, jede/r zieht seine/ihre eigenen Grenzen und das ist auch gut so und sollte respektiert werden.

Spannend fand ich zunächst auch, dass nicht-vegan lebende Leute zu Wort kommen, allerdings war ich von den einzelnen Beiträgen dann doch sehr enttäuscht. Beispielsweise schreibt Winzer Klaus Wolf zwar, dass er aus Überzeugung veganen Wein produziert, aber so wirklich herauslesen kann man das dann doch nicht aus seinem Text. Auch Stephan Becker, Betreiber der Naturkosmetikmarke benecos, ist letzten Endes nur Geschäftsmann, dessen Ideale und Überzeugungen nicht so überzeugend rüberkommen. 

Gespickt sind die einzelnen Beiträge der Beteiligten auch immer wieder mit Infokästen, die beispielsweise erklären, was die China Study ist oder tierische Inhaltsstoffe in Kosmetik auflisten. Auch das Glossar und die Literaturhinweise runden das Buch ab, so dass es Hand und Fuß hat.
Sehr rund fand ich auch, dass auf Schwarz/Weiß-Fotos statt Farbfotos zurückgegriffen wurde, so dass sich der Preis in einem annehmbaren Rahmen bewegt.


"Go vegan!" ist für Einsteiger eine nette Lektüre, um verschiedene Sichtweisen auf das Thema und Erfahrungswerte kennen zu lernen und um zu entdecken, dass Veganer keine homogene Masse sind, sondern dass Jede/r von ihnen individuell ist. Da sich in dem Buch verschiedene Menschen mit ihren Texten und damit ihren Ansichten tummeln, wird man den einen sympathischer finden als den anderen - eben genau wie im "richtigen" Leben!
Sehr nett ist übrigens auch der Hinweis, dass das Buch vegan produziert wurde - was wiederum die panische Frage in mir auslöste, wie denn meine geliebten Bücher dann sonst produziert werden ...

«Viele Menschen sagen, Veganer zu sein sei extrem. Aber eigentlich ist es genau andersherum. Der Herzinfarkt, der meinen Vater das Leben gekostet hat, war bereits sein dritter. [...] Ist es nicht viel extremer, dass man aufgrund seiner Ernährung den Brustkorb aufgeschnitten bekommt und einem die Ärzte am offenen Herzen rumfummeln müssen? In der westlichen Kultur denken wir immer, wir seien so fortschrittlich. Ich glaube aber, dass wir in der Zukunft diese Zeit mit dem dunkelsten Mittelalter vergleichen werden. Noch nie in der Geschichte der Menschheit wurden Menschen und Tiere systematisch in diesen Größenordnungen ausgebeutet!»
(Attila Hildmann, S. 133)



riva Verlag. Taschenbuch. 208 Seiten. ISBN: 978-3-86883-306-5. 16,99 €.
Ich danke dem riva Verlag für das Rezensionsexemplar.

Samstag, 25. Januar 2014

Vegan Food Porn I

Da ich die Kategorie "Vegan Food Porn" von Romy sehr liebe, habe ich mich entschlossen, auf meinem Blog regelmäßig auch Bilder von meinem Essen zu posten. Für beunruhigte Mütter, skeptische Freunde und alle, die denken, Veganer würden nur Körner und rohe Salatblätter essen.

Reis, Wokgemüse und selbstgemachter Seitan mit Kokos-Erdnuss-Sauce.
Kartoffelklöße mit Sojageschnetzeltem und Pilzrahmsauce.
Ofenkartoffelspalten mit Salat und Ketchup.
Soja-Big Steaks mit Pilzrahmsauce und Risotto.
Karotten-Curry-Kokos-Suppe.
Selbstgemachtes Seitan-Gyros mit Ofenkartoffeln und Soja-Zaziki.
Kartoffelsalat mit Frikadellen à la Veganes Nom.
Kichererbsen-Curry à la Attila Hildmann mit Reis.
Lauchquiche à la Attila Hildmann.
Vom Lieferdienst: Gegrilltes und frittiertes Gemüse, Hummus, Couscous, Salat und Fladenbrot.
Rührkuchen mit Äpfeln, Ritter Sport Marzipan und Mandeln (von M. gebacken), mit frisch aufgeschlagener "Schlagfix".

Freitag, 24. Januar 2014

Guten Tag, Wegwerfgesellschaft!

Neulich bei Rewe an der Brötchen-Frischetheke. Während ich überlege, welche Brötchen ich für unser Abendessen eintüten soll und die Zutatenlisten studiere, kommt eine Mutter mit ihrer Tochter (ca. 7) hinzu. Die Kleine quengelt ein bisschen, sie möchte ihr Brötchen gerne selbst mit der Zange herausnehmen. Die Mutter möchte ihr die Klappe hochhalten, aber das Mädchen besteht energisch darauf, es ganz alleine hinzubekommen. Prompt fällt das Brötchen auf den Boden. Die Mutter schimpft ein wenig ("Habe ich es dir nicht gesagt?"), hebt das Brötchen auf, wischt es ein bisschen "sauber", die Kleine meckert, die Mutter meckert zurück ("Ich muss dir auch gar kein Brötchen kaufen, weißt du?"). Das Mädchen fragt vorsichtig, ob sie denn das Brötchen dennoch kaufen, die Mutter keift "Nein, das nehmen wir jetzt nicht mehr!" und legt das Brötchen unten ins Regal, zu den geschnittenen Broten.

Zugegeben, ich hatte zwischenzeitlich ein wenig die Nerven verloren, als die Kleine vor mir umher turnte und auch ich hatte kommen sehen, dass sie das Brötchen würde fallen lassen, als sie ungeschickt mit der Zange und der Klappe zeitgleich hantierte. Aber was mich an dieser Szenerie entsetzte, war das Verhalten der Mutter. Überall an den Regalen steht deutlich geschrieben "Berühren der Ware verpflichtet zum Kauf". Der Boden im Supermarkt ist nicht schlammverschmiert, es lagen auch keine Staubwolken oder sonstiger Schmutz herum. Wieso also das Brötchen weglegen, das ganz sicher am Ende des Tages in den Müllcontainer wanderte? Weil eine Spur von Bakterien dran sein könnte? Es lag ja nicht mal zehn Sekunden auf dem Boden! 
Als ich nach Hause kam, erzählte ich M. davon und auch er war recht verständnislos. Zunächst vergaß ich die Anekdote wieder, aber ein Bild von Romy (Vegan Witch) bei Instagram von heute brachte mich wieder auf dieses Thema. Darauf sieht man mehrere Kisten und Tüten voller Lebensmittel, die im Müll gelandet waren. Teils sahen die Sachen aus als hätten sie gerade noch im Regal gestanden.

Ich finde es unendlich traurig, dass die Menschen Nahrung nicht mehr schätzen. Alles ist selbstverständlich geworden. Wenn etwas nicht mehr schön ist, werfen wir es weg. Wenn es auf den Boden gefallen ist, werfen wir es weg. Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, werfen wir die Dinge weg. Wenn wir zu viel gekauft haben, werfen wir es weg. 
Ganz besonders traurig finde ich dieses Verhalten natürlich bei tierischen Produkten. Vor zwei Wochen sahen M. und ich eine Dokumentation, in der u.a. Tim Mälzer der Herkunft von Fleisch auf den Grund geht. In einer Szene steht er an einer Fleischtheke im Supermarkt, die gut gefüllt ist, und fragt, was mit den Produkten passiert, wenn sie bis abends nicht verkauft sind. Die Antwort: "Das wird weggeworfen". Die erneute Frage, ob das denn so sein müsse, dieses Überangebot, wird beantwortet mit "Ja, das wird so erwartet". 
Wieso aber nur, frage ich mich. Wieso muss ich zwischen zehn nahezu identischen Produkten wählen können? Als ich vegetarisch wurde, fand ich es sehr nett, viele Produkte von vorneherein links liegen lassen  zu können. Nun da ich vegan bin, kann ich schätzungsweise Dreiviertel der Produkte in einem normalen Supermarkt außen vor lassen. Ich finde es nahezu befreiend, an den Fleisch-/Wurst- und Milchprodukteregalen vorbei gehen zu können. Und ich finde es richtig, dass ein Produkt auch mal teurer wird, wenn es gerade nicht so viel davon gibt (So vor kurzem geschehen bei Alnatura, die den Preis von Quinoa erhöht hatten, weil es zu Lieferschwierigkeiten aufgrund einer erhöhten Nachfrage kam und damit auch zu höheren Preisen). 

Nicht richtig finde ich es allerdings, seinem Kind vorzuleben, dass man mit Lebensmitteln rücksichtslos umgehen und dass man sie einfach so wegwerfen kann, nur weil etwas nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Ich denke, jede/r von uns wirft auch mal etwas weg, früher war ich leider kein Stück besser (Wobei ich nie ein durch meine Schuld auf den Boden gefallenes Brötchen weggelegt hätte) - bis ich M. kennen lernte und der mir in den Hintern trat; durch ihn lernte ich, Sachen aufzubrauchen, wieder mehr in der Küche Reste zu verbrauchen und achtsamer einzukaufen. Wir werfen immer noch etwas weg (Leider oftmals Brot, das schimmelig geworden ist), aber es ist deutlich weniger geworden als das früher bei mir der Fall war.
Inzwischen finde ich auch die Ideen von Containern oder Food Sharing klasse. Man muss etwas dagegen tun, dass zu viele Lebensmittel weggeworfen werden. Dass die Supermärkte das tun, das wird sich nur langsam ändern, indem wir alle als Konsumenten achtsamer einkaufen und vor allem nicht mehr ständig alles rund um die Uhr zur Verfügung haben wollen. Aber in unseren eigenen Haushalten können wir schon jetzt anfangen, den Abfall zu reduzieren und ich habe mir vorgenommen, in Zukunft noch mehr darauf zu achten. 
Denn ich möchte meinem Kind später einen anderen Umgang mit Nahrungsmitteln vorleben als die Mutter bei Rewe.

Mittwoch, 22. Januar 2014

[Vegan Wednesday] 22. Januar 2014


Endlich bin ich mal wieder mit dabei. Eigentlich mache ich jede Woche "mit", aber meistens vergesse ich schlicht, dass gerade ja Mittwoch ist und ich mein Essen fotografieren müsste. Ich gelobe Besserung und mehr Engagement, ganz im Sinne des Jahresanfangs.

Zum Frühstück gab es eine Scheibe Vollkornbrot mit Schokoaufstrich (von 'Netto') und Bananenscheibchen. Dazu eine Schale Obstsalat (die restliche Banane, ein halber Apfel, eine Orange und geschrotete Leinsamen) eine Tasse Sojamilch-Kakao.
Das Mittagessen war eigentlich etwas anders geplant, nämlich Linguine mit Blattspinat und Sojasahne. Da wir keine Sojasahne mehr da hatten, wanderte ein Reststück Zucchini mit einer gehackten Zwiebel, zwei Knoblauchzehen, Olivenöl und Tomatenmark zu den Linguine. Dazu ein Salat mit Mais.
Ein bisschen Nervennahrung und zur Beruhigung des Süß-Hungers: Zwei Stücke Marzipan-Schokolade von Ritter Sport.

Zum Abendessen gab es zwei Brötchen, mit veganen Aufstrichen, Zuckerrübensirup und selbstgemachter Bratapfelmarmelade.
Getrunken habe ich heute für meine Verhältnisse recht viel, und zwar (abgesehen vom Kakao und einem Glas Wasser) vor allem Tee, den ich zur Zeit in Massen konsumiere.

Sonntag, 12. Januar 2014

Vom Leben mit einem Omnivoren Karnisten*

"Ich will deinen Geist befreien, Neo, aber ich kann dir nur die Tür zeigen. Durchgehen musst du ganz allein."
- Morpheus 

Heute kam mir der Gedanke, dass ich schon oft von M. geschrieben habe, ebenso wie vom Leben als Vegetarierin und Veganerin, aber noch nie vom Zusammenleben mit ihm. Davon, wie es ist, mit einem "Fleischesser" zu leben, ihn zu lieben und seine Entscheidung zu akzeptieren.

Als ich M. kennen lernte, war ich bereits auf dem Weg in Richtung eines veganen Lebens. Ich verzichtete mehr und mehr auf Milch, Joghurt, Sahne und Quark, aber nicht auf Eier. Fleisch aß ich sowieso seit fast zwei Jahren nicht mehr, Fisch seit ein paar Monaten. M. schloss von meinen Facebook-Posts darauf, dass ich Vegetarierin bin und ich bejahte seine Frage danach. Nicht mehr, Details sparte ich aus, und er fragte selbst nach: Wieso? Seit wann? Ich fand sein Interesse spannend und fand heraus, dass ich es zwar mit einem leidenschaftlichen Fleischesser zu tun hatte, dieser aber durchaus vernünftig war und die allgemeine hemmungslose Gier nach möglichst billigem Fleisch nicht teilte. Für ihn war es eine regelrechte Herausforderung, mich zu bekochen und er war froh, dass ich keine Vegetarierin bin/war, die ihm sein Schnitzel madig macht, indem sie ihm stundenlang von den armen Schweinen und ihrem Leid erzählt.
Als wir zusammen zogen, musste er selbst für sein Fleisch sorgen, ansonsten gab es vegetarisch - was sowohl für ihn als auch für mich kein Problem darstellte. Ich wurde wieder etwas toleranter, konsumierte wieder deutlich mehr tierische Produkte und es machte mir weniger aus, wenn M. neben mir saß und Fleisch aß. Bis ich im Spätsommer letzten Jahres wieder damit begann, mich zu informieren. Ich spürte, dass in mir drin etwas unruhig war, dass ich "meinen Weg" verlassen hatte. Ab und an kaufte ich sogar Fleisch für M. - etwas, das ich nie wieder hatte tun wollen, das hatte ich mir geschworen. Und nun kam ich mir vor, als wenn ich Verrat an mir selbst und meinen Idealen begangen hätte. Es nagte an mir, ließ mich unruhiger schlafen, ganz besonders, als ich wieder mehr zu dem Thema las und mir eines klar wurde: Vegetarisch ist nicht die Lösung, nicht für mich, nicht auf Dauer. Ich fühlte mich getrieben  und ging schwanger mit Gedanken an ein Leben als Veganerin - aber ich zögerte. Konnte ich das M. "antun"? Immerhin kochen wir viel und essen gerne zusammen und wir würden einiges anders machen müssen. Nie mehr vegetarische Spaghetti Carbonara à la M., würde er mir das übel nehmen? Schließlich ist er so stolz auf das Rezept und ich liebe es, wenn er mich damit bekocht.
Glücklicherweise ist M. schon ein bisschen was von mir gewöhnt und weil er sehr verständnisvoll ist, hörte er mir zu. So lange ich Prinzipien habe, die wirklich durchdacht sind, nimmt er mich ernst. Deswegen hat ihn mein Vegetarischsein auch nicht abgeschreckt, weil er merkte, dass das Ganze bei mir Substanz hat und ich meine Ansichten vertrete. Menschen mit Prinzipien sind ihm wesentlich lieber als welche, die einem Trend hinterher rennen ...

Natürlich habe ich auch mal Momente, in denen ich M. gerne packen und schütteln würde. Aber nicht, weil er Fleisch isst, sondern weil ich weiß, dass er es eigentlich besser weiß. Weil er sich in der gleichen Situation befindet wie ich vor drei Jahren, nachdem ich "Tiere essen" gelesen und vor dem endgültigen Schritt gezögert hatte - aus Angst, "anders" zu sein und auf das Unverständnis anderer zu treffen. Als ich das Buch von Melanie Joy las, war ich sogar einmal regelrecht wütend auf ihn. Über all das spreche ich aber mit ihm statt meine Gefühle zu verschweigen, und er findet es "okay", dass ich auch mal wütend deswegen auf ihn bin.
Ob ich mir wünsche, dass er Vegetarier wird? Wenn ich das leugnen würde, müsste ich lügen, aber gleichzeitig fände ich es genauso okay, wenn er Fleischesser bliebe. Wie Morpheus Neo die Tür nur gezeigt hat, habe ich ihm auch nur die Tür zeigen können - ob er hindurchgeht, bleibt seine eigene Entscheidung und die werde ich akzeptieren. Ich habe ihm schon gesagt, dass ich mir lediglich wirklich sehr wünschen würde, wenn er das billige Fleisch nicht mehr essen würde, also keine Bratwurst auf dem Weihnachtsmarkt oder keinen Döner mehr, und stattdessen zuhause Biofleisch isst - was er selbst gut findet, denn er isst inzwischen keine Wurst mehr und Fleisch isst er nur noch zwei-, dreimal die Woche, wenn überhaupt so oft. Ein- oder zweimal war ich etwas zu forsch, was er mir dann aber auch sagte; das waren die Male, in denen ich zu wenig Geduld mit ihm aufbrachte. Inzwischen sehe ich ihn als das, was er meiner Meinung nach auch wirklich ist: Ein Vegetarier im Herzen. Einer von denen, die nicht wollen, dass Tiere für sie leiden müssen, obwohl er sie noch isst. Einer von denen, die es schöner und besser finden, wenn das Schwein glücklich über die Wiese gelaufen ist und sich im Schlamm gesuhlt hat und die dafür auch gerne das doppelte oder dreifache bezahlen. Einer wie Jamie Oliver, Tim Mälzer oder Sarah Wiener, die zwar alle noch Fleisch essen, die sich aber auch dafür einsetzen, dass mit den Tieren gut umgegangen wird. Einer von denen, die nicht verleugnen, was da auf ihrem Teller liegt: Ein Tier, das einmal gelebt, gefühlt und geatmet hat.



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*Karnismus, ein Begriff, den Melanie Joy mit ihrem Buch "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen" prägte. Er bezeichnet das System, in dem wir leben, und das es uns möglich macht, bestimmte Tiere zu essen, während wir andere z.B. als Haustiere halten. Das Essen von Tieren wird als normal, natürlich und notwendig angesehen, was es den Menschen ermöglicht, sich von dem Fleisch, das sie essen, zu distanzieren und kein Mitgefühl für das Tier, das für sie gestorben ist, zu empfinden.
Ich sehe M. zwar nicht mehr als Karnisten an, weil er sich durch seine Recherche und mich schon außerhalb dieses Systems befindet (zumindest mehr als die meisten anderen), aber er selbst bezeichnet sich so - lieber denn als Omnivoren - weil er noch nicht vollständig aus dem System ausgebrochen ist.

Donnerstag, 9. Januar 2014

[Rezension] "Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben" von Monika Peetz

(c) Frau von Saltkrokan

Die Dienstagsfrauen sind ja eigentlich so gar nicht das, was ich sonst lese. Immerhin sind die Frauen eher im Alter meiner Mutter, aber die ersten beiden Teile fand ich schon so witzig, dass ich den dritten auch lesen musste.
Für alle, die die Dienstagsfrauen noch nicht kennen, das wichtigste in aller Kürze: Die fünf Frauen haben sich in einem Französischkurs kennen gelernt und sind seitdem befreundet. Einmal im Monat treffen sie sich - an einem Dienstag - bei ihrem Lieblingsfranzosen. Eva, Hausfrau und Mutter mit auf Eis gelegter Medizinkarriere, Strafverteidigerin Caroline, Apothekergattin und Luxusweib Estelle, das Küken und Designerin Kiki und schließlich Judith, Witwe und Dramaqueen. Die Fünf haben schon Todesfälle, Seitensprünge, den Jakobsweg (im ersten Band), Heilfasten (im zweiten Band) und allerlei Drama und Tränen miteinander durchgestanden. Bei allem Drama entstanden aber immer wieder auch sehr lustige Situationen, über die man lachen konnte, weswegen ich mich sehr auf den dritten Band freute.
Dieses Mal verschlägt es die Dienstagsfrauen nach Mecklenburg-Vorpommern, wo sich Kiki mit ihrem Mann Max ein altes Haus gekauft hat, um es zu einem Ferienheim für Kinder umzubauen. Kiki, unstet und unruhig wie sie ist, wollte raus aus Köln und das Landleben für sich und ihre kleine Familie erobern. Was die vier Freundinnen nicht wissen: Das Gebäude, das Kiki, Max und ihre kleine Tochter Greta ihr Zuhause nennen wollen, ist baufälliger als von Kiki beschrieben und bis zur Eröffnung ist nicht mehr viel Zeit. Ganz besonders, da ein Haufen Kinder anreisen soll, denen Estelles Stiftung die Ferien finanziert.

Stand in den ersten beiden Bänden das Problem einer der Dienstagsfrauen im Vordergrund, hat in diesem Band fast jede der fünf Frauen ihr Päckchen zu tragen: Estelle wird zunehmend von ihrer Schwiegertochter ver- und in den Ruhestand gedrängt, Caroline wird von einem Stalker verfolgt, Eva hat ein regelrechtes Nahtoderlebnis und überdenkt ihr Leben, Kiki hat Geldsorgen und Angst, dass sich die Prophezeiung ihres Schwiegervaters bewahrheitet, dass das Projekt "Leben auf dem Land" zum Scheitern verurteilt ist, und Judith ist unter die Wahrsagerinnen gegangen. Bis auf Kiki und Judith stecken die Damen in einer Midlife-Crisis und besonders Eva und Caroline sind dabei sehr anstrengend. Die Szenen mit Caroline sind zudem ausufernd lang geraten, so dass ich mich schnell gelangweilt habe und sie mit ihren Verfolgungsängsten nicht mehr ernst nehmen konnte. Eva möchte man einfach nur eine runterhauen in ihrer plötzlich erwachten Lebensend-Stimmung, in der sie noch alles, was sie jemals erleben wollte, erleben möchte und in der sie einigen Mist baut.
Estelle hingegen legt ordentlich zu und wurde mir in ihrem Kampf gegen ihre Schwiegertochter ein gutes Stück sympathischer. Sowieso ist sie ein Charakter, den man nicht wirklich hasst, aber auch nicht wirklich liebt. Ist sie doch ein verwöhntes Luxusweib, das aber immer wieder für die größten Lacher sorgt. Diesmal packt sie tatkräftig mit an und legt ihre Allüren ab; ihre Ängste sind noch diejenigen, die ich noch - trotz des großen Altersunterschieds - am ehesten nachvollziehen konnte. Ihr Mann möchte sich zur Ruhe setzen und erwartet das gleiche von seiner Frau, die mit Mitte fünfzig aber noch lange nicht zum alten Eisen gehören möchte. Dass nun auch noch eine jüngere Frau in Form ihrer Schwiegertochter ihren Platz in der Firma übernehmen möchte, will sie sich erst recht nicht gefallen lassen.

So wie bei den Renovierungsarbeiten ist auch in der Geschichte einiges chaotisch geraten und so manche Länge macht das Buch trotz der eigentlichen Kürze, der knappen Kapitel (immerhin achtundsechzig auf nicht mal dreihundertfünfzig Seiten!) und des kurzweiligen Schreibstils unnötig langatmig. Lacher blieben leider diesmal fast völlig aus, nur die Hühner-Fangaktion der Dienstagsfrauen erinnerte ein wenig an die lustigen Szenen der beiden Vorgänger. Doch das reicht leider nicht aus, um mich in Begeisterung zu versetzen ...



"Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben" hält leider nicht wirklich das, was es verspricht. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern ist die Geschichte stellenweise sehr langatmig und Gelegenheiten zum Lachen gibt es kaum. Schade!




Kiepenheuer & Witsch. Taschenbuch. 352 Seiten. ISBN: 978-3-462-04565-9. 9,99 €.
Ich danke Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!

Dienstag, 7. Januar 2014

[Rezension] "Weihnachten! Das Goldene von GU"

(c) Frau von Saltkrokan
Ja, Weihnachten ist schon lange vorbei und ja, leider habe ich die Rezension nicht zum geplanten Zeitpunkt fertig geschrieben, Vorweihnachtsstress sei Dank. Da ich das Koch-/Backbuch, das ich euch heute vorstellen möchte, aber wirklich gut finde, vergesse ich mal kurz, dass Weihnachten gerade erst war und schwelge in Rezepten mit Zimt, Nelken und Zuckerguss.

Zuerst einmal sei festgehalten, dass ich das Buch bekam, als ich noch Vegetarierin war, denn eines ist es ganz sicher nicht: Vegan. Es finden sich sogar einige Fleischgerichte darin, was mich aber nicht stört, schließlich gibt es noch genug andere tolle Kapitel, wegen derer ich nach dem Buch geschielt habe. Aber der Reihe nach ...

Das Koch-/Backbuch ist unterteilt in fünf Kapitel:
  • "Alles für den Plätzchenteller" versammelt Rezepte für Süßes, das mit einem Haps im Mund verschwunden ist
  • "Feines zum Adventskaffee"; wenn es etwas mehr als nur Plätzchen sein darf, besonders mehr Hüftgold!
  • "Weihnachtsgeschenke zum Vernaschen" vereint alles mögliche, das man zu Weihnachten (oder auch wann anders!) verschenken kann: Von süßen Leckereien über Flüssiges bis hin zu Eingelegtem
  • "Glühwein, Schokomilch & Apfelpunsch" umfasst alle erdenklichen Getränke, die in die Weihnachtszeit passen
  • "Festliche Weihnachtsmenüs" stellt Rezepte für die Festtage vor, von Vorspeise über Hauptgang bis zum Dessert, ob mit Fleisch, mit Fisch oder vegetarisch
Die Rezepte sind auch hier wie in den anderen "Das Goldene"-Büchern alle mit einem Bild ausgestattet und bei den Zutatenlisten ist angegeben, für welche Menge das Rezept ausgelegt ist, die Zubereitungszeit und die Kalorienzahl. Bei manchen Rezepten gibt es als kleine Dreingabe "Profi-Tipps", in denen Hinweise zur Zubereitung gegeben werden, "Aroma-Tipps", in denen man erfährt, wie lange das Zubereitete haltbar ist, und "Styling-Tipps" für Dekoration und Co.. Der Hinweis "Das schmeckt dazu" gibt Tipps, welche Getränke beispielsweise zum Gebäck passen.
Am Anfang eines jeden Kapitels fasst die "Küchenpraxis" praktische Tipps und Tricks zusammen. Das Register am Ende des Buchs listet alphabetisch die Zutaten auf, unter denen man die einzelnen Rezepte findet.

Besonders gelungen finde ich die Mischung aus Klassikern und Außergewöhnlicherem. Außerdem haben die Rezepte einen unterschiedlichen Anspruch, so dass sich Anfänger über einfachere Rezepte an die schwierigeren herantasten können.
Da nicht nur der klassische Inhalt eines Weihnachtskochbuchs mit hinein genommen wurde, sondern auch kulinarische Geschenke und Getränke in einer breiten Bandbreite ihren Platz gefunden haben, hebt "Weihnachten" sich außerdem von den üblichen Koch- und Backbüchern ab, die sonst vielleicht nur eines der fünf Kapitel thematisieren.

Ein bisschen was zu meckern habe ich zum Schluss aber doch: Der Buchrücken ist nicht wie bei den anderen "Das Goldene"-Büchern (Ich besitze "Vegetarisch!" und "Backen!") goldfarben so wie das Cover, sondern gelb. Das schmerzt das Bibliophilenherz ein wenig, immerhin sähe ein goldener Buchrücken neben den anderen schöner aus.

Was mich sehr ärgert: Durch den ganzen Weihnachtsstress bin ich nicht dazu gekommen, das Kochbuch selbst auf Herz und Nieren zu testen, was ich aber sicherlich in diesem Jahr nachholen werde - veganisiert natürlich! Ich kann euch also nur bedingt etwas zum Thema Schwierigkeitsgrad und Durchführbarkeit sagen, da aber so viele sehr unterschiedliche Rezepte in dem Buch sind, unterscheidet sich dieser natürlich. Immerhin ist ein Gänsebraten schwieriger als eine Marmelade.
Markiert habe ich sicherlich dreißig oder vierzig Rezepte - ich habe also viel vor!



"Weihnachten! Das Goldene von GU" ist eine schöne Sammlung von Rezepten, mit denen man sich prima auf Weihnachten einstimmen kann. Der Preis von fünfzehn Euro ist unschlagbar, denn in diesem Buch wird wohl Jede/r Rezepte finden, die sie/ihn ansprechen. Ein Koch- und Backbuch, das das Zeug zu einem Standardwerk hat!



GU. Hardcover. 352 Seiten. ISBN: 9783833833120. 15,00 €.
Ich danke dem GU Verlag herzlich für das Rezensionsexemplar!

Samstag, 4. Januar 2014

Dies ist ein Protestsong*

"Dies ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück. Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus, du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das, was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus."
- Morpheus


Dies ist ein Auskotz-Post. Weil Menschen, die sich dafür entscheiden, vegan zu leben (Ich drücke es absichtlich so umständlich aus, weil ich mich noch lange nicht als "Veganerin" sehe), nicht immer überzeugt sind von dem, was sie machen. Oder besser gesagt: Weil diese Menschen auch mal genervt sind, weil sie es auch gerne mal leicht haben würden. Oder um es mit einer Anekdote zu erklären: J. erzählte, dass eine Kommilitonin sie fragte, ob sie aus "Modegründen" Veganerin sei. J. war ganz entsetzt und meinte zu uns: "Wer ist denn so verrückt und tut sich das aus 'Modegründen' an?!".

Es mag ja Veganer geben, die das alles total supi finden und so von sich und ihrem Standpunkt überzeugt sind, dass es sie so gar nicht kümmert, dass sie eigentlich Außerirdische sind, in dieser großen weiten karnistischen Welt. Ich denke, diese Spezies ist eine Seltenheit, wenn überhaupt vorhanden. Denn: Man eckt nun einmal an, wenn man nicht die Meinung vertritt, die in der Allgemeinheit vorherrscht. Aber es ist eine Illusion, dass Menschen, die anecken, überall und zu jeder Zeit gerne anecken. Wenn ihr mich fragt, ist das absoluter Quatsch. Die wundervolle Utopie einer veganen Welt ist natürlich unser aller Traum, aber bis es soweit ist, werden noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte ins Land ziehen, vielleicht wird dieser Traum auch nie wahr werden. Und deswegen sehnen auch wir uns manchmal danach, dass alles "einfach" ist, dass wir kaufen und essen können was wir wollen, dass wir uns nicht ständig mit Gedanken an mutterlose Kälbchen, überzüchtete Puten mit absurd großen Brüsten, vergaste Hühnerküken oder bei lebendigem Leibe gebrühte Schweine quälen. Dass wir einfach auch mal die Augen verschließen können - so wie der Großteil der Menschheit. Dass wir mal wieder mit Genuss in Mutterns Gänsebraten reinhauen können. Dass wir nicht diejenigen sind, die komisch angeguckt werden und sich rechtfertigen müssen. Nicht diejenigen sind, die automatisch Diskussionen am Tisch auslösen, während wir doch nur da sitzen und gar nichts gesagt haben.
Aber wir haben die rote Pille geschluckt und wir können nicht mehr zurück und nun wollen wir einfach akzeptiert werden, wir mit unseren Prinzipien und unserer Einstellung, eben das ganze Paket. Für uns ist es nicht leicht, aber wir gehen den für uns richtigen Weg.
Wieso ist es so schwierig für viele Menschen, mit Vegetariern und Veganern umzugehen? Wieso überfordert es sie völlig, sich auf dieses Neue einzustellen und umzudenken? Wieso denken sie immer gleich, dass wir alle sie missionieren wollen? Wieso höre ich so oft Rechtfertigungen wie "Ich esse kaum noch Fleisch" (kommt gerne, wenn ich erzähle, dass ich Vegetarierin bin) oder auch Aussprüche wie "Mir wäre das zu extrem!" - eine sehr klassische Reaktion auf das Wort "vegan". Verdammt, wir wollen doch einfach nur nett irgendwo sitzen und essen!

Das alles soll nicht heißen, dass ich bemitleidet werden möchte, immerhin habe ich den Schritt zum Vegetarischen und nun auch zum Veganen hin vollkommen freiwillig getan, aber wieso werde ich nun als eine Aussätzige behandelt? Ein Mensch, der eine Nussallergie hat, wird akzeptiert. Ebenso jemand mit Laktoseintoleranz. Auch ein Jude oder ein Moslem, die kein Schweinefleisch essen, stellen für die meisten Menschen kein Problem dar. Aber allein weil ich eine bewusste Entscheidung getroffen und mein Leben geändert habe, werde ich mit anderen - erschrockenen, skeptischen, feindseligen - Blicken betrachtet. Das ist anstrengend und frustrierend und bewirkt am Ende auf beiden Seiten nur eins: Ein Ende der Kommunikation, ein Umschleichen des Themas, das unausgesprochen im Raum steht.





Mittwoch, 1. Januar 2014

Mein Jahr 2013.

(c) Frau von Saltkrokan
Lange war es hier still, aber ihr kennt das ja vielleicht: Vorweihnachtsstress und so. Ab heute soll es aber wieder etwas aktiver hier werden, besonders ein paar Rezensionen wollen geschrieben werden und in Hinblick auf mein Veganwerden hat sich ein wenig getan.

Leider war die 13 nicht wie gehofft meine Glückszahl. Das Jahr 2013 meinte es insgesamt nicht gut mit mir, weswegen ich nun ganz besonders nach vorne schauen und das neue Jahr umso herzlicher begrüßen möchte. 
Von allen Negativen, das 2013 mir brachte, möchte ich gar nicht sprechen, aber von den positiven Dingen! 

Anfang des Jahres hatte ich eine besondere Erfahrung gemacht: Eine Recherchereise ins Deutsche Literaturarchiv in Marbach/Neckar, für meine Masterarbeit. Meinen Platz hatte ich schon bevor ich M. kennen lernte und meine Entscheidung kam durch ihn kurz ins Wanken: Ich wusste, ich würde ihn sehr vermissen und hatte plötzlich nur noch wenig Lust, die lange Reise nach Baden-Württemberg anzutreten, nur um mehrere Tage in einer Bibliothek zu sitzen. Doch er bestärkte mich darin, diese Erfahrung zu machen und ich habe es nicht bereut. Die Erkenntnisse für meine Masterarbeit hielten sich in Grenzen, allerdings habe ich es sehr genossen, ganz für mich allein zu sein und mich in der Arbeit vergraben zu können. Die Originalbibel von Alfred Döblin von 1928 in den Händen halten zu können, war sicherlich auch ein Highlight, das nur solch verrückte Büchernarren wie ich verstehen können!

Nach dem Aufenthalt in Marbach war Ackern angesagt: Die härtesten Monate kamen nun erst, ich lebte praktisch in der Bibliothek, in die ich mich zum Arbeiten zurück zog. M. trat mir immer wieder in den Hintern und hielt mich vom Sockenbügeln ab. Ende März war es dann endlich geschafft und ich hielt nach mehreren Formatierungsunfällen und einem zwischenzeitlichen Stottern des Druckers endlich meine fertige Masterarbeit in Händen - und hätte fast drauf geheult, wenn M. mich nicht ermahnt hätte.

Den Urlaub in Berlin über Ostern hatten wir uns dann beide wirklich verdient und die Vorfreude auf unseren Umzug stieg. Ich war das erste und letzte Mal 2004 in Berlin und es hatte sich so manches geändert: Beispielsweise war der Hauptbahnhof nun fertig. Es schien alles so unwirklich. Hier sollte ich bald wohnen? Ich konnte es kaum glauben. Doch nun wohnen wir schon seit September hier in der Wohnung von M.s Tante und wir fühlen uns beide sehr wohl, sowohl in der Wohnung als auch in der Stadt. Unser Kiez ist wunderschön und auch der Rest Berlins wird immer mehr erkundet und erobert. Dass ich hier eine zweite Familie habe, ist umso schöner und ich bin sehr dankbar dafür, dass wir einen entspannteren Neuanfang wagen können als wenn wir direkt eine eigene Wohnung hätten suchen müssen. DER Stress kommt dann 2014!
Berlin ist gerade jetzt, wo ich den Schritt zum Vegansein getan habe, ein Paradies. Ich würde nie wieder aufs Land ziehen wollen und in den nächsten Jahren auch nicht von hier weg, dafür gefällt es mir hier viel zu gut.

Das Schönste an 2013 waren wieder einmal meine Freunde und meine Familie, zu der nun auch M.s Familie gehört. Sie haben mich durch Hochs und Tiefs begleitet und ich habe wieder einmal festgestellt, wer meine wahren Freunde sind. Diese wahren Freunde sind wieder etwas weniger geworden, aber dafür sind sie umso wichtiger und wertvoller. Die, die beim Umzug ihre Hilfe angeboten haben. Die, die sich erkundigt haben, wie es mir geht und es auch wirklich wissen wollten. Die, die einfach nur da waren, ohne Fragen zu stellen. Die, die alle zwei Wochen aus Spanien Karten geschickt haben. Die, mit denen ich über mein Veganwerden reden konnte ohne dass sie auf Abstand gegangen sind. Die, die sich für mich gefreut haben, ganz ehrlich und ohne Neid. 
Ich habe mich gefreut, endlich einmal wieder H. zu sehen, nach viel zu langer Zeit, und mal wieder für viel zu kurze Zeit. Mit J. haben M. und ich schöne Zeiten verbracht, sowohl noch in Düsseldorf als auch nachher bei ihrem Besuch in Berlin. S. und C. sind noch mehr zu unseren gemeinsamen Freunden geworden und stets Ansprechpartner in Warhammer-Fragen. Eine Freundin von M. ist auch zu meiner Freundin geworden. 
Und es ist fest eingeplant, dass wir unsere Freunde besuchen oder sie uns besuchen, wann immer die Möglichkeit dafür besteht. 

Das Verhältnis zu meiner Mutti ist inniger denn je, da auch sie kein gutes Jahr hatte und wir enger zusammen gerückt sind. Bei ihr weiß ich: Sie ist immer für mich da, komme was wolle und was auch immer ich mir wieder für abstruse neue Ernährungsweisen aussuche. Auch zu meiner Cousine und Onkel und Tante väterlicherseits habe ich nun wieder ein bisschen mehr Kontakt, was ich sehr schön finde und weiterhin pflegen möchte.
M.s Familie hat mich so herzlich in ihrer Mitte aufgenommen, dass ich mich sofort als Mitglied der Familie gefühlt habe. Auch sie waren mir Stütze und Inspiration, wofür ich ihnen sehr dankbar bin.

Am dankbarsten bin ich natürlich für M., der so vieles für mich ist und mit dem ich alle Hürden nehmen kann, die das Leben uns stellt. Und alles andere, was ich ihm noch sagen würde, weiß er schon.


Vom neuen Jahr 2014 wünsche ich mir nicht viel, denn ich bin genügsamer geworden, habe ich das Gefühl. Ich wünsche mir keine Reichtümer mehr, aber dafür Gesundheit und Zeit mit meinen Freunden und der Familie und dass ich meinen Weg gehen kann, voller Elan und mit Mut in meinem Herzen. Für alles andere gibt es auch dieses Mal wieder ein "Was geht?", das regelmäßig aktualisiert wird.