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Freitag, 24. Januar 2014

Guten Tag, Wegwerfgesellschaft!

Neulich bei Rewe an der Brötchen-Frischetheke. Während ich überlege, welche Brötchen ich für unser Abendessen eintüten soll und die Zutatenlisten studiere, kommt eine Mutter mit ihrer Tochter (ca. 7) hinzu. Die Kleine quengelt ein bisschen, sie möchte ihr Brötchen gerne selbst mit der Zange herausnehmen. Die Mutter möchte ihr die Klappe hochhalten, aber das Mädchen besteht energisch darauf, es ganz alleine hinzubekommen. Prompt fällt das Brötchen auf den Boden. Die Mutter schimpft ein wenig ("Habe ich es dir nicht gesagt?"), hebt das Brötchen auf, wischt es ein bisschen "sauber", die Kleine meckert, die Mutter meckert zurück ("Ich muss dir auch gar kein Brötchen kaufen, weißt du?"). Das Mädchen fragt vorsichtig, ob sie denn das Brötchen dennoch kaufen, die Mutter keift "Nein, das nehmen wir jetzt nicht mehr!" und legt das Brötchen unten ins Regal, zu den geschnittenen Broten.

Zugegeben, ich hatte zwischenzeitlich ein wenig die Nerven verloren, als die Kleine vor mir umher turnte und auch ich hatte kommen sehen, dass sie das Brötchen würde fallen lassen, als sie ungeschickt mit der Zange und der Klappe zeitgleich hantierte. Aber was mich an dieser Szenerie entsetzte, war das Verhalten der Mutter. Überall an den Regalen steht deutlich geschrieben "Berühren der Ware verpflichtet zum Kauf". Der Boden im Supermarkt ist nicht schlammverschmiert, es lagen auch keine Staubwolken oder sonstiger Schmutz herum. Wieso also das Brötchen weglegen, das ganz sicher am Ende des Tages in den Müllcontainer wanderte? Weil eine Spur von Bakterien dran sein könnte? Es lag ja nicht mal zehn Sekunden auf dem Boden! 
Als ich nach Hause kam, erzählte ich M. davon und auch er war recht verständnislos. Zunächst vergaß ich die Anekdote wieder, aber ein Bild von Romy (Vegan Witch) bei Instagram von heute brachte mich wieder auf dieses Thema. Darauf sieht man mehrere Kisten und Tüten voller Lebensmittel, die im Müll gelandet waren. Teils sahen die Sachen aus als hätten sie gerade noch im Regal gestanden.

Ich finde es unendlich traurig, dass die Menschen Nahrung nicht mehr schätzen. Alles ist selbstverständlich geworden. Wenn etwas nicht mehr schön ist, werfen wir es weg. Wenn es auf den Boden gefallen ist, werfen wir es weg. Wenn das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, werfen wir die Dinge weg. Wenn wir zu viel gekauft haben, werfen wir es weg. 
Ganz besonders traurig finde ich dieses Verhalten natürlich bei tierischen Produkten. Vor zwei Wochen sahen M. und ich eine Dokumentation, in der u.a. Tim Mälzer der Herkunft von Fleisch auf den Grund geht. In einer Szene steht er an einer Fleischtheke im Supermarkt, die gut gefüllt ist, und fragt, was mit den Produkten passiert, wenn sie bis abends nicht verkauft sind. Die Antwort: "Das wird weggeworfen". Die erneute Frage, ob das denn so sein müsse, dieses Überangebot, wird beantwortet mit "Ja, das wird so erwartet". 
Wieso aber nur, frage ich mich. Wieso muss ich zwischen zehn nahezu identischen Produkten wählen können? Als ich vegetarisch wurde, fand ich es sehr nett, viele Produkte von vorneherein links liegen lassen  zu können. Nun da ich vegan bin, kann ich schätzungsweise Dreiviertel der Produkte in einem normalen Supermarkt außen vor lassen. Ich finde es nahezu befreiend, an den Fleisch-/Wurst- und Milchprodukteregalen vorbei gehen zu können. Und ich finde es richtig, dass ein Produkt auch mal teurer wird, wenn es gerade nicht so viel davon gibt (So vor kurzem geschehen bei Alnatura, die den Preis von Quinoa erhöht hatten, weil es zu Lieferschwierigkeiten aufgrund einer erhöhten Nachfrage kam und damit auch zu höheren Preisen). 

Nicht richtig finde ich es allerdings, seinem Kind vorzuleben, dass man mit Lebensmitteln rücksichtslos umgehen und dass man sie einfach so wegwerfen kann, nur weil etwas nicht den eigenen Vorstellungen entspricht. Ich denke, jede/r von uns wirft auch mal etwas weg, früher war ich leider kein Stück besser (Wobei ich nie ein durch meine Schuld auf den Boden gefallenes Brötchen weggelegt hätte) - bis ich M. kennen lernte und der mir in den Hintern trat; durch ihn lernte ich, Sachen aufzubrauchen, wieder mehr in der Küche Reste zu verbrauchen und achtsamer einzukaufen. Wir werfen immer noch etwas weg (Leider oftmals Brot, das schimmelig geworden ist), aber es ist deutlich weniger geworden als das früher bei mir der Fall war.
Inzwischen finde ich auch die Ideen von Containern oder Food Sharing klasse. Man muss etwas dagegen tun, dass zu viele Lebensmittel weggeworfen werden. Dass die Supermärkte das tun, das wird sich nur langsam ändern, indem wir alle als Konsumenten achtsamer einkaufen und vor allem nicht mehr ständig alles rund um die Uhr zur Verfügung haben wollen. Aber in unseren eigenen Haushalten können wir schon jetzt anfangen, den Abfall zu reduzieren und ich habe mir vorgenommen, in Zukunft noch mehr darauf zu achten. 
Denn ich möchte meinem Kind später einen anderen Umgang mit Nahrungsmitteln vorleben als die Mutter bei Rewe.

Samstag, 4. Januar 2014

Dies ist ein Protestsong*

"Dies ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück. Schluckst du die blaue Kapsel, ist alles aus, du wachst in deinem Bett auf und glaubst an das, was du glauben willst. Schluckst du die rote Kapsel, bleibst du im Wunderland und ich führe dich in die tiefsten Tiefen des Kaninchenbaus."
- Morpheus


Dies ist ein Auskotz-Post. Weil Menschen, die sich dafür entscheiden, vegan zu leben (Ich drücke es absichtlich so umständlich aus, weil ich mich noch lange nicht als "Veganerin" sehe), nicht immer überzeugt sind von dem, was sie machen. Oder besser gesagt: Weil diese Menschen auch mal genervt sind, weil sie es auch gerne mal leicht haben würden. Oder um es mit einer Anekdote zu erklären: J. erzählte, dass eine Kommilitonin sie fragte, ob sie aus "Modegründen" Veganerin sei. J. war ganz entsetzt und meinte zu uns: "Wer ist denn so verrückt und tut sich das aus 'Modegründen' an?!".

Es mag ja Veganer geben, die das alles total supi finden und so von sich und ihrem Standpunkt überzeugt sind, dass es sie so gar nicht kümmert, dass sie eigentlich Außerirdische sind, in dieser großen weiten karnistischen Welt. Ich denke, diese Spezies ist eine Seltenheit, wenn überhaupt vorhanden. Denn: Man eckt nun einmal an, wenn man nicht die Meinung vertritt, die in der Allgemeinheit vorherrscht. Aber es ist eine Illusion, dass Menschen, die anecken, überall und zu jeder Zeit gerne anecken. Wenn ihr mich fragt, ist das absoluter Quatsch. Die wundervolle Utopie einer veganen Welt ist natürlich unser aller Traum, aber bis es soweit ist, werden noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte ins Land ziehen, vielleicht wird dieser Traum auch nie wahr werden. Und deswegen sehnen auch wir uns manchmal danach, dass alles "einfach" ist, dass wir kaufen und essen können was wir wollen, dass wir uns nicht ständig mit Gedanken an mutterlose Kälbchen, überzüchtete Puten mit absurd großen Brüsten, vergaste Hühnerküken oder bei lebendigem Leibe gebrühte Schweine quälen. Dass wir einfach auch mal die Augen verschließen können - so wie der Großteil der Menschheit. Dass wir mal wieder mit Genuss in Mutterns Gänsebraten reinhauen können. Dass wir nicht diejenigen sind, die komisch angeguckt werden und sich rechtfertigen müssen. Nicht diejenigen sind, die automatisch Diskussionen am Tisch auslösen, während wir doch nur da sitzen und gar nichts gesagt haben.
Aber wir haben die rote Pille geschluckt und wir können nicht mehr zurück und nun wollen wir einfach akzeptiert werden, wir mit unseren Prinzipien und unserer Einstellung, eben das ganze Paket. Für uns ist es nicht leicht, aber wir gehen den für uns richtigen Weg.
Wieso ist es so schwierig für viele Menschen, mit Vegetariern und Veganern umzugehen? Wieso überfordert es sie völlig, sich auf dieses Neue einzustellen und umzudenken? Wieso denken sie immer gleich, dass wir alle sie missionieren wollen? Wieso höre ich so oft Rechtfertigungen wie "Ich esse kaum noch Fleisch" (kommt gerne, wenn ich erzähle, dass ich Vegetarierin bin) oder auch Aussprüche wie "Mir wäre das zu extrem!" - eine sehr klassische Reaktion auf das Wort "vegan". Verdammt, wir wollen doch einfach nur nett irgendwo sitzen und essen!

Das alles soll nicht heißen, dass ich bemitleidet werden möchte, immerhin habe ich den Schritt zum Vegetarischen und nun auch zum Veganen hin vollkommen freiwillig getan, aber wieso werde ich nun als eine Aussätzige behandelt? Ein Mensch, der eine Nussallergie hat, wird akzeptiert. Ebenso jemand mit Laktoseintoleranz. Auch ein Jude oder ein Moslem, die kein Schweinefleisch essen, stellen für die meisten Menschen kein Problem dar. Aber allein weil ich eine bewusste Entscheidung getroffen und mein Leben geändert habe, werde ich mit anderen - erschrockenen, skeptischen, feindseligen - Blicken betrachtet. Das ist anstrengend und frustrierend und bewirkt am Ende auf beiden Seiten nur eins: Ein Ende der Kommunikation, ein Umschleichen des Themas, das unausgesprochen im Raum steht.





Samstag, 23. November 2013

[Gedanken] Von einer Veganerin im Herzen, die noch Lederschuhe trägt. Oder: Wie ich flexigan wurde.

(c) Frau von Saltkrokan
Ihr erinnert euch vielleicht an meinen Beitrag vor ein paar Wochen, in dem ich verkündete, dass ich meinen körperlichen Bedürfnissen und Gelüsten mehr nachgeben möchte, sprich: Wenn ich Lust auf Quark habe, dann esse ich Quark. Diesen Beitrag könnte ich genauso gut löschen oder zumindest wird er im Nachhinein ungültig.

In den vergangenen Wochen habe ich mich wieder einmal eingehender mit veganer Ernährung und Lebensweise auseinandergesetzt und spätestens als J. (die ja vegan ist) zu Besuch war und ich dadurch vegan gegessen habe, war es soweit: Ich machte mich auf den Weg zu einem veganen Leben. Als ich dann "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen" von Melanie Joy in der U-Bahn weiterlas (Ich hatte es nach dem Kapitel über Schweine wieder für eine gewisse Zeit weglegen müssen, weil es mich sehr mitgenommen und daran erinnert hatte, dass ich nicht konsequent genug war), kam ich nach Hause, begrüßte M. und verkündete ihm, dass er nun mit einer Fast-Veganerin zusammenlebt. Am Abend sah ich mir dann zum ersten Mal "Earthlings" an, den viele Veganer als Mit-Grund dafür angeben, weshalb sie vegan wurden. Obwohl ich all das wusste, was dort gezeigt wurde, obwohl es nichts Neues war, verstörte der Film mich. In geballten Bildern, aneinandergereiht dieses Grauen zu sehen, hat mich verändert. Bisher hatte ich immer nur einzelne kurze Videoaufnahmen gesehen, aber nicht anderthalb Stunden lang. Und da wurde mir bewusst: So wie viele Menschen, die (noch) Fleisch essen, habe auch ich die Augen verschlossen, habe mir Dinge zwar nicht schön geredet, sie aber verdrängt. Ich habe mir eingeredet, dass ich nie im Leben auf Käse verzichten könne, habe dabei aber übersehen, dass es mir ohne ihn vielleicht sogar besser geht, aus Gewissensgründen ebenso wie physisch.

Aber wieso nur fast? Wieso nicht konsequent? Weil der Übergang zu vegan ein schleichenderer Prozess ist als der zu vegetarisch, denn aus meinem "alten Leben" habe ich noch Lederschuhe und Wollschals, Medikamente, das ein oder andere unvegane Kosmetikprodukt und diese Woche habe ich beim Inder auch noch Panir gegessen. Weil ich ein Mensch bin, der sich manchmal auch zu viele Gedanken macht und an diesen Gedanken zugrunde gehen kann, und weil ich einen hohen Perfektionismusanspruch an mich selbst habe, will ich mich nicht zu sehr unter Druck setzen. Und ganz ehrlich? Wenn ich jemanden finden würde, der Hühner so artgerecht es denn geht, hält, würde ich auch weiter Eier essen (Meine Cousine hält mit ihrem Freund zusammen beispielsweise ein paar Hühner auf einem Stückchen Land, wo diese frei herumlaufen können). Denn im Gegensatz zum Fleischessen stört mich an der Milch- und Eierwirtschaft wirklich nur die Haltung. Esse ich Fleisch, wird ein Tier dafür geschlachtet, ganz gleich, ob es vorher "glücklich" oder in Massentierhaltung gelebt hat, zuammen mit allen anderen Tieren. Und die Art und Weise, wie Tiere geschlachtet werden, ist nicht schön - jedem, den das interessiert, sei Melanie Joys Buch oder auch "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer ans Herz gelegt.
Dann gibt es auch noch meine Freunde und Familie, die damit zurecht kommen müssen, dass ich nun noch mehr "anders" bin als vorher sowieso schon. M. steht bei meiner Entscheidung vollkommen hinter mir und auch meine Mutter meinte, dass das Wichtigste ist, dass ich mich wohl fühle und es mir gut geht. Doch selbst J. sagt manchmal, dass es als Vegetarierin so viel einfacher war, wenn es um Gesellschaft geht - aber gleichzeitig sagt sie, dass sie nicht mehr zurück kann. Bei mir ist das alles noch nicht so stark, aber ich spüre auch, dass ich mit dem Vegetarischsein alleine auch nicht mehr glücklich bin, es genügt mir nicht mehr. Darum möchte ich zunächst "flexigan" leben, schauen, was alles geht, wo ich an meine Grenzen stoße und ob ich vielleicht ganz automatisch nach und nach komplett vegan werde. "Flexigan" auch, weil ich mich nicht erdreisten würde, mich "vegan" zu nennen so lange ich noch Lederschuhe trage, es steht mir nicht zu, mich in die Reihe derer zu stellen, die wirklich konsequent sind. Das tun ohnehin schon viel zu viele ...
Und vielleicht werde ich doch eines Tages komplett vegan und lache über meine Zweifel, die ich jetzt noch an mir und meiner Konsequenzfähigkeit habe.

Dienstag, 19. November 2013

[Leben in Cafés] Das "Ohlàlà" in Berlin-Friedrichshain

(c) Frau von Saltkrokan
Über "Berlin vegan" bin ich auf das "Ohlàlà" in Friedrichshain gestoßen. Sowieso: In Friedrichshain und Kreuzberg gibt es gefühlt an jeder Ecke ein veganes/vegetarisches Café oder Restaurant - ein wahres Paradies! 
Das "Ohlàlà" liegt in der Mainzer Straße, einer Nebenstraße der Frankfurter Allee. Die Gegend wirkt ein bisschen abgewrackt und im ersten Moment erwartet man vielleicht kein veganes Café hier. Von außen ist es auch etwas unscheinbar, so dass ich erst einmal daran vorbeigelaufen bin. Innen ist es ganz nett, mit einer Theke, an der man seine Bestellung aufgibt, und ein paar Tischen. Leider sind die Stühle aus Metall (siehe Bild) und ich fand sie sehr unbequem und wenig dafür geeignet, länger hier sitzen zu bleiben. Und auch wenn es auf die Getränke und das Essen ankommt, sind es solche Dinge, die ein Café zum Lieblingscafé machen. Aber dafür stimmte die Hintergrundmusik: Depeche Mode und Guns 'N Roses!
Die Dame an der Theke (die alleine im Laden war, vielleicht also die Besitzerin persönlich?) war freundlich, wenn auch nicht sehr überschwänglich, ihr französischer Akzent hinreißend. Ich entschied mich für eine Tasse Café au lait und ein Stück "Vanilla Maronen"-Kuchen. Beides wurde mir an den Tisch gebracht, zahlen konnte ich dann am Schluss wieder an der Theke. 

(c) Frau von Saltkrokan
Bezahlt habe ich für die Tasse Café au lait und das Stück Kuchen 5,40 €, der Café au lait ist hierbei mit 2,40 € mehr als bezahlbar gewesen, der Kuchen mit 3 € natürlich etwas teurer, aber auch hier hat es sich gelohnt. Der Boden war etwas fest, aber dennoch gut, und die Creme nicht zu süß. Sehr positiv war auch, dass der Café au lait stilecht in einer henkellosen Schale serviert wurde - eben so, wie er in Frankreich getrunken wird. Nur etwas heißer hätte er sein können, da man so eine große Schale nun mal nicht sehr schnell trinkt und der Kaffee auf halbem Wege kalt wird.
Möchte man seinen Kaffee oder seinen Kakao mit etwas anderem als Sojamilch, muss man fünfzig Cent draufzahlen und kann zwischen Reismilch, Mandelmilch etc. wählen. 

An einem anderen Tisch hatte eine Frau einen Crêpe, der sehr lecker aussah, ebenso wie die Quiches, die ein Paar am Nachbartisch bestellte. Was beides kostete, kann ich nicht sagen, ich glaube, die Crêpes liegen bei ca. 3 €.
Ein anderer Gast neben mir bekam seinen Espresso übrigens mit einem Glas Wasser, ebenfalls leider wie die Café au lait-Schalen eine Seltenheit in deutschen Landen ...

Samstags wird im "Ohlàlà" ein veganer Brunch angeboten, für knapp 10 € (exklusive Getränke) kann man hier schlemmen und wenn man sich die Bilder ansieht, lohnt es sich absolut. Das wird garantiert auch demnächst ausprobiert!

Das "Ohlàlà" ist ein nettes Café, das allerdings ein bisschen gemütlicher und einladender sein könnte. Durch den französischen Anstrich und die kleinen Details wie die stilechte Café au lait-Schale zeigt es aber sein Potential und füllt auf jeden Fall eine Lücke in Sachen vegane Cafés in Berlin.



 "Ohlàlà. Tartes Shop". Mainzer Straße 18. 10247 Berlin (Friedrichshain). 
Mo. geschlossen, Di.-Fr. 12 - 19 Uhr, Sa 11 - 18 Uhr, So 14 - 19 Uhr
ÖPNV: U5 Samariterstraße

Montag, 18. November 2013

[Gedanken] "Cut out the crap" oder: Muss ich jetzt meine Beziehung beenden, PETA?

"Cut out the crap", ein beliebter Slogan der veganen Szene. Das "etari" aus "veg(etari)an" herausschneiden und die wohl aus PETAs Sicht einzige konsequente und tolerierbare Lebensweise annehmen: Die vegane. Vor ein paar Wochen postete PETA Deutschland diesen Slogan in Form eines Bildes auf ihrer Facebook-Seite. Eine Userin kommentierte "Ist man jetzt nicht mal mehr als Vegetarier bei euch willkommen?" - und ich klickte auf "gefällt mir".
Spätestens seit J.s Besuch am Wochenende trage ich mich wieder mit dem Gedanken schwanger, vegan zu werden. Doch ich weiß auch: Das kann ich nicht von heute auf morgen, vielleicht auch nie, vor allem nicht in aller Konsequenz. Ich trage Lederschuhe, die ich auch noch weiter tragen und nicht wegwerfen würde, und Wollschals, die ich ebenfalls trage und über alles liebe, weil Muttern sie mir gestrickt hat. Ich muss Medikamente nehmen, die vielleicht nicht vegan sind (und leider vielleicht auch an Tieren getestet wurden, was mir eh schon zuwider ist). Und ich lebe mit einem flexitarischen Omnivoren zusammen, der wirklich nicht vollständig ohne Fleisch kann, weil er dann schlapp und antriebslos ist; ich habe das schon öfters erlebt. Soll ich nun meine Beziehung beenden, PETA?
Statt auf denjenigen herumzuhacken, die nicht ganz konsequent sein können oder wollen, sollte sich eine Organisation wie PETA lieber dafür einsetzen, dass alle ihr Möglichstes tun. da ist mir der VeBu auch wesentlich sympathischer, der sich u.a. auch für einen gemäßigten Fleischkonsum einsetzt statt von allen eine vegetarische Lebensweise einfordert. 
M. würde mich unterstützen, auch wenn ich den "Mist" herausschneiden und vegan werden würde. Obwohl er Fleisch isst, sieht er den massiven Fleischkonsum des Großteils der Bevölkerung sehr kritisch und in manchen Ansichten ist er durchaus mehr Vegetarier als das zunächst den Anschein hat. Und so wie er mich akzeptiert, muss ich ihn auch akzeptieren, das hat er nur verdient - immerhin hat er es sogar versucht, das mit dem Vegetarischsein. Er verurteilt mich nicht, er würde es im Gegenteil seltsam finden, wenn ich plötzlich wieder Fleisch auf meinen Speiseplan setzte. Vielleicht, weil er mich als Vegetarierin kennen gelernt hat, aber ganz sicher auch, weil er es schätzt, wenn Menschen Überzeugungen und Standpunkte haben und diese vertreten.
Diskussionen führen wir allerdings darüber, wie das Ganze dann aussieht, wenn wir mal Nachwuchs bekommen. Ich würde meine Kinder ja sogar gerne vegan ernähren, bei dem ganzen Negativen, dass ich über tierliche Nahrungsmittel in diesem Zusammenhang gelesen habe. Seine Argumente für eine flexitarische Erziehung nehme ich aber auch ernst und so sehe ich es inzwischen so: Unsere Kinder werden durch uns alles kennen lernen, alle Möglichkeiten. Ohne Etikett und Schublade. Wir werden sie aufklären und ihnen Werte vermitteln, aber was sie essen, müssen sie irgendwann auch selbst entscheiden können und dürfen. Und sie werden wohl flexitarisch mit veganen Einflüssen aufwachsen. Wenn sie denn Fleisch mögen und essen wollen. Was ich irgendwie in einem kleinen Eckchen meines Selbst dann doch nicht hoffe, da bin ich ehrlich ...

Freitag, 4. Oktober 2013

[Rezension] "Ab heute vegan" von Patrick Bolk (Hg.)

(c) Frau von Saltkrokan
Das Thema Vegansein ist für mich noch lange nicht abgehakt, das habe ich spätestens letzte Woche gemerkt, als ein Kommilitone von M. zu mir meinte, vegan sei für ihn das einzig Konsequente (Und das sagt er als Fleischesser!).
Es ist nicht so, dass ich es nicht besser wüsste, aber es fällt mir viel schwerer, auf vegan umzusatteln als auf vegetarisch, das war fast ein Klacks.
Leuten wie mir soll das Buch "Ab heute vegan" helfen. Es stammt von den Autoren von "Deutschland is(s)t vegan", richtet sich an Leute, die wenig oder gar keine Vorkenntnisse mitbringen und ist sehr praxisorientiert. Für mich persönlich hielt es wenig Neues bereit, es ist wohl also für die wirklich blutigen Anfänger. Für diese lohnt sich das Buch aber wirklich: Es ist schön gestaltet und übersichtlich und noch dazu liest es sich mit Spaß runter. In verschiedenen Kapiteln werden die einzelnen Ernährungstypen erklärt, Tipps zur Ernährung und zum Einkaufen gegeben und genauso werden die Themen Auswärts essen, Kosmetik und Kleidung behandelt. Auch mit Mythen und Vorurteilen wird aufgeräumt. Besonders schön fand ich das Kapitel "Entspannt mit (Nicht-)Veganern", in dem mehrfach dazu aufgerufen wird, geduldig und tolerant zu sein und nicht mit der Moralkeule auf alle Nicht-Veganer einzuschlagen.
Das Thema Schwangerschaft und Kinder wird leider nur in einem kurzen Abschnitt abgehandelt. Gerade so ein heikles Thema hätte ein wenig mehr Platz verdient. Natürlich kann man da keine allzu detaillierten Tipps geben, weil diese Themen allein schon eigene Bücher füllen würden, aber ein bisschen schwammig bleibt das Ganze dann doch. Genauso wie bei der Frage, ob man vegane Kleidung bei nicht-veganen Unternehmen kaufen sollte. An diesem Punkt wird nur die Empfehlung ausgesprochen, man solle vegane Unternehmen bevorzugen. Auch hier gilt wieder: Es ist sicherlich schwer, den Leuten zu sagen, was sie machen sollen, aber wenn man es nicht genauer machen kann, hätte man vielleicht auch darüber nachdenken sollen, diesen kleinen Abschnitt wegzulassen. Er lässt die Leser eher im Regen stehen.
Die Interviews mit vegan Lebenden waren auch sehr interessant, weil sie thematisch zu den einzelnen Kapiteln passen, aber auch zeigen, dass sich vegan durch alle möglichen Berufe und Lebensstile zieht.
Für meinen Geschmack hätte man den Rezeptteil noch etwas ausbauen und vor allem die Anregungen für Baukasten-Gerichte nicht auf Gemüsepfannen, Aufläufe, Gemüsesuppen und Salate beschränken sollen. Das hat so ein bisschen was von Klischee und Vorurteilen, die ansonsten ja mit diesem Buch ausgeräumt werden sollen. Was Essen angeht, ist das Kapitel zu Auswärts essen auch sehr hilfreich, es gibt Tipps und macht Mut, sich nicht auf die Standardkarten zu beschränken und in den Restaurants Vorschläge zu machen.

Anfangs irritierte mich die Fülle an Links, Literaturhinweisen und vor allem die Erwähnung von Produkt- und Firmennamen, aber für Einsteiger ist es fantastisch. Denn was nützt es, schwammig zu erklären, dass es in vielen Supermärkten Alternativen für Milch gibt oder in Drogeriemärkten Naturkosmetik. Konkrete Namen helfen dem Unbedarften mehr als bloße Hinweise, die eh nur eine eigene Suche notwendig machen. Besonders in Sachen Kosmetik und Kleidung sind diese Tipps hilfreich, denn vegan ernähren ist im Vergleich dazu (für mein Empfinden jedenfalls) leichter umsetzbar.

Insgesamt ist "Ab heute vegan" ein guter Einstieg in das Thema Vegansein; für informiertere Leser sind sicherlich die Literaturhinweise und Linktipps sehr interessant.
Mich hat das Buch auf jeden Fall wieder nachdenklicher gestimmt und ich habe mich heute beim Einkaufen dabei "ertappt", wie ich nicht-vegane Lebensmittel wieder ins Regal zurückgestellt habe. In Zukunft will ich versuchen, veganer zu leben. Das ist ein Zwischenzustand, vielleicht auch ein fauler Kompromiss, aber mehr geht (noch) nicht. Noch bin ich nicht soweit wie die Autoren von "Ab heute vegan", aber vielleicht bin ich ja auf dem Weg dorthin:

«In dem Film "Matrix" haben die Menschen die Wahl, die blaue Pille des Verdrängens und der Illusion, oder die rote Pille der Erkenntnis, der Realität, zu schlucken. Die Autoren dieses Buches haben sich für die rote Pille entschieden, und das war eine der besten Entscheidungen in ihrem Leben.» (S. 116)


Ventil Verlag, Taschenbuch, 137 Seiten, 12,90 €, ISBN: 978-3-95575-010-7
Ich danke dem Ventil Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!