Donnerstag, 9. Januar 2014

[Rezension] "Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben" von Monika Peetz

(c) Frau von Saltkrokan

Die Dienstagsfrauen sind ja eigentlich so gar nicht das, was ich sonst lese. Immerhin sind die Frauen eher im Alter meiner Mutter, aber die ersten beiden Teile fand ich schon so witzig, dass ich den dritten auch lesen musste.
Für alle, die die Dienstagsfrauen noch nicht kennen, das wichtigste in aller Kürze: Die fünf Frauen haben sich in einem Französischkurs kennen gelernt und sind seitdem befreundet. Einmal im Monat treffen sie sich - an einem Dienstag - bei ihrem Lieblingsfranzosen. Eva, Hausfrau und Mutter mit auf Eis gelegter Medizinkarriere, Strafverteidigerin Caroline, Apothekergattin und Luxusweib Estelle, das Küken und Designerin Kiki und schließlich Judith, Witwe und Dramaqueen. Die Fünf haben schon Todesfälle, Seitensprünge, den Jakobsweg (im ersten Band), Heilfasten (im zweiten Band) und allerlei Drama und Tränen miteinander durchgestanden. Bei allem Drama entstanden aber immer wieder auch sehr lustige Situationen, über die man lachen konnte, weswegen ich mich sehr auf den dritten Band freute.
Dieses Mal verschlägt es die Dienstagsfrauen nach Mecklenburg-Vorpommern, wo sich Kiki mit ihrem Mann Max ein altes Haus gekauft hat, um es zu einem Ferienheim für Kinder umzubauen. Kiki, unstet und unruhig wie sie ist, wollte raus aus Köln und das Landleben für sich und ihre kleine Familie erobern. Was die vier Freundinnen nicht wissen: Das Gebäude, das Kiki, Max und ihre kleine Tochter Greta ihr Zuhause nennen wollen, ist baufälliger als von Kiki beschrieben und bis zur Eröffnung ist nicht mehr viel Zeit. Ganz besonders, da ein Haufen Kinder anreisen soll, denen Estelles Stiftung die Ferien finanziert.

Stand in den ersten beiden Bänden das Problem einer der Dienstagsfrauen im Vordergrund, hat in diesem Band fast jede der fünf Frauen ihr Päckchen zu tragen: Estelle wird zunehmend von ihrer Schwiegertochter ver- und in den Ruhestand gedrängt, Caroline wird von einem Stalker verfolgt, Eva hat ein regelrechtes Nahtoderlebnis und überdenkt ihr Leben, Kiki hat Geldsorgen und Angst, dass sich die Prophezeiung ihres Schwiegervaters bewahrheitet, dass das Projekt "Leben auf dem Land" zum Scheitern verurteilt ist, und Judith ist unter die Wahrsagerinnen gegangen. Bis auf Kiki und Judith stecken die Damen in einer Midlife-Crisis und besonders Eva und Caroline sind dabei sehr anstrengend. Die Szenen mit Caroline sind zudem ausufernd lang geraten, so dass ich mich schnell gelangweilt habe und sie mit ihren Verfolgungsängsten nicht mehr ernst nehmen konnte. Eva möchte man einfach nur eine runterhauen in ihrer plötzlich erwachten Lebensend-Stimmung, in der sie noch alles, was sie jemals erleben wollte, erleben möchte und in der sie einigen Mist baut.
Estelle hingegen legt ordentlich zu und wurde mir in ihrem Kampf gegen ihre Schwiegertochter ein gutes Stück sympathischer. Sowieso ist sie ein Charakter, den man nicht wirklich hasst, aber auch nicht wirklich liebt. Ist sie doch ein verwöhntes Luxusweib, das aber immer wieder für die größten Lacher sorgt. Diesmal packt sie tatkräftig mit an und legt ihre Allüren ab; ihre Ängste sind noch diejenigen, die ich noch - trotz des großen Altersunterschieds - am ehesten nachvollziehen konnte. Ihr Mann möchte sich zur Ruhe setzen und erwartet das gleiche von seiner Frau, die mit Mitte fünfzig aber noch lange nicht zum alten Eisen gehören möchte. Dass nun auch noch eine jüngere Frau in Form ihrer Schwiegertochter ihren Platz in der Firma übernehmen möchte, will sie sich erst recht nicht gefallen lassen.

So wie bei den Renovierungsarbeiten ist auch in der Geschichte einiges chaotisch geraten und so manche Länge macht das Buch trotz der eigentlichen Kürze, der knappen Kapitel (immerhin achtundsechzig auf nicht mal dreihundertfünfzig Seiten!) und des kurzweiligen Schreibstils unnötig langatmig. Lacher blieben leider diesmal fast völlig aus, nur die Hühner-Fangaktion der Dienstagsfrauen erinnerte ein wenig an die lustigen Szenen der beiden Vorgänger. Doch das reicht leider nicht aus, um mich in Begeisterung zu versetzen ...



"Die Dienstagsfrauen zwischen Kraut und Rüben" hält leider nicht wirklich das, was es verspricht. Im Vergleich zu den beiden Vorgängern ist die Geschichte stellenweise sehr langatmig und Gelegenheiten zum Lachen gibt es kaum. Schade!




Kiepenheuer & Witsch. Taschenbuch. 352 Seiten. ISBN: 978-3-462-04565-9. 9,99 €.
Ich danke Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar!

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