"Cut out the crap", ein beliebter Slogan der veganen Szene. Das "etari" aus "veg(etari)an" herausschneiden und die wohl aus PETAs Sicht einzige konsequente und tolerierbare Lebensweise annehmen: Die vegane. Vor ein paar Wochen postete PETA Deutschland diesen Slogan in Form eines Bildes auf ihrer Facebook-Seite. Eine Userin kommentierte "Ist man jetzt nicht mal mehr als Vegetarier bei euch willkommen?" - und ich klickte auf "gefällt mir".
Spätestens seit J.s Besuch am Wochenende trage ich mich wieder mit dem Gedanken schwanger, vegan zu werden. Doch ich weiß auch: Das kann ich nicht von heute auf morgen, vielleicht auch nie, vor allem nicht in aller Konsequenz. Ich trage Lederschuhe, die ich auch noch weiter tragen und nicht wegwerfen würde, und Wollschals, die ich ebenfalls trage und über alles liebe, weil Muttern sie mir gestrickt hat. Ich muss Medikamente nehmen, die vielleicht nicht vegan sind (und leider vielleicht auch an Tieren getestet wurden, was mir eh schon zuwider ist). Und ich lebe mit einem flexitarischen Omnivoren zusammen, der wirklich nicht vollständig ohne Fleisch kann, weil er dann schlapp und antriebslos ist; ich habe das schon öfters erlebt. Soll ich nun meine Beziehung beenden, PETA?
Statt auf denjenigen herumzuhacken, die nicht ganz konsequent sein können oder wollen, sollte sich eine Organisation wie PETA lieber dafür einsetzen, dass alle ihr Möglichstes tun. da ist mir der VeBu auch wesentlich sympathischer, der sich u.a. auch für einen gemäßigten Fleischkonsum einsetzt statt von allen eine vegetarische Lebensweise einfordert.
M. würde mich unterstützen, auch wenn ich den "Mist" herausschneiden und vegan werden würde. Obwohl er Fleisch isst, sieht er den massiven Fleischkonsum des Großteils der Bevölkerung sehr kritisch und in manchen Ansichten ist er durchaus mehr Vegetarier als das zunächst den Anschein hat. Und so wie er mich akzeptiert, muss ich ihn auch akzeptieren, das hat er nur verdient - immerhin hat er es sogar versucht, das mit dem Vegetarischsein. Er verurteilt mich nicht, er würde es im Gegenteil seltsam finden, wenn ich plötzlich wieder Fleisch auf meinen Speiseplan setzte. Vielleicht, weil er mich als Vegetarierin kennen gelernt hat, aber ganz sicher auch, weil er es schätzt, wenn Menschen Überzeugungen und Standpunkte haben und diese vertreten.
Diskussionen führen wir allerdings darüber, wie das Ganze dann aussieht, wenn wir mal Nachwuchs bekommen. Ich würde meine Kinder ja sogar gerne vegan ernähren, bei dem ganzen Negativen, dass ich über tierliche Nahrungsmittel in diesem Zusammenhang gelesen habe. Seine Argumente für eine flexitarische Erziehung nehme ich aber auch ernst und so sehe ich es inzwischen so: Unsere Kinder werden durch uns alles kennen lernen, alle Möglichkeiten. Ohne Etikett und Schublade. Wir werden sie aufklären und ihnen Werte
vermitteln, aber was sie essen, müssen sie irgendwann auch selbst
entscheiden können und dürfen. Und sie werden wohl flexitarisch mit veganen Einflüssen aufwachsen. Wenn sie denn Fleisch mögen und essen wollen. Was ich irgendwie in einem kleinen Eckchen meines Selbst dann doch nicht hoffe, da bin ich ehrlich ...
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