(c) Frau von Saltkrokan |
In den letzten Tagen kam bei mir immer
häufiger der Gedanke auf, was ich an Düsseldorf vermissen würde, wenn
ich nicht mehr hier wohne. Immerhin sind es nur noch zweieinhalb Monate,
dann ziehen wir hoch ...
In Düsseldorf bin ich erwachsen geworden. Hier habe ich studiert, gute fünf Jahre lang. Hier habe ich Freundinnen kennen gelernt, die mich hoffentlich mein Leben lang begleiten werden. Ich habe hier eine Familie gehabt und wieder verloren. Ich habe mich in dieser Stadt so sehr verändert wie vielleicht noch nie zuvor in meinem Leben. In Düsseldorf habe ich Neues entdeckt und schätzen gelernt. Und ich habe M. hier kennen gelernt. Düsseldorf wird mir daher immer etwas bedeuten und ich bin dankbar, dass ich hierher ziehen und meine Erfahrungen machen konnte.
Da ich ein ziemlicher Gewohnheitsmensch bin,
ist es für mich nicht gerade einfach, verpflanzt zu werden. Als ich nach
Düsseldorf zog, hat es fast zwei Jahre gedauert bis ich mich wirklich
heimisch fühlte. Ich habe allerdings die Hoffnung, dass es mit Berlin
nicht ganz so lange dauern wird und ich sage mir auch immer wieder, dass
die schönen Dinge, die mir an Düsseldorf fehlen werden, durch andere
schöne Dinge ersetzt werden (können) - also immer positiv denken! Bis
dahin würde ich euch aber gerne an ein wenig Schwelgerei teilhaben
lassen, vollkommen parteiisch und subjektiv. Vielleicht sogar mit ein wenig Pathos und Schmalz.
Übrigens, in den nächsten Tagen folgen dann auch noch die dazugehörigen Listen, was ich an Düsseldorf nicht vermissen werde und worauf ich mich in Berlin freue.
Die Stadtbüchereien. Als ich hierher zog, dachte ich noch, wie blöd die Stadtbüchereien sind. So ganz anders als die in meiner Heimatstadt. Dann fand ich allerdings heraus, dass es fünfzehn Standorte gibt, die über die gesamte Stadt verteilt sind, dass man DVDs, die teils brandneu sind, kostenlos ausleihen kann und dass man aus den sogenannten Zweigstellen etwas bestellen kann, auch kostenlos. Erwerbsvorschläge wurden so gut wie immer angenommen und umgesetzt und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Stadtbüchereien (besonders die am Hauptbahnhof, die in Derendorf und die in Bilk) mein zweites Zuhause sind.
Die Rheinuferpromenade und den Medienhafen. Beide Orte sind beliebte Ziele im Frühling und Sommer. An der Rheinuferpromenade findet im Sommer die Büchermeile statt: Entlang des Rheins sind Stände aufgebaut, an denen gebrauchte Bücher verkauft werden. Ihr könnt euch denken, dass ich fast jedes Mal da bin, und sei es nur zum Stöbern! Ansonsten schätze ich die Rheinuferpromenade und den Medienhafen als Kurzurlaubsziele. Wenn man ein paar Stunden dort war, fühlt man sich als sei man im Urlaub gewesen, ganz besonders im Sommer, wenn vom Rhein her eine frische Prise weht.
Den Zoopark. Dieser Park liegt bei mir direkt um die Ecke und er ist eine regelrechte Ruheoase, direkt an einer großen lauten Hauptstraße. Wenn es draußen schön ist, gehe ich hier gerne spazieren oder sitze auf einer Wiese und lasse die Seele baumeln. Aber auch im Winter, wenn der See zugefroren ist, lohnt sich ein Spaziergang. Einmal liefen mehrere Leute sogar Schlittschuh auf dem See - und missachteten die Verbotsschilder. Und die armen Enten mussten sich eine winzige Ecke teilen, die nicht zugefroren war!
Übrigens, einen Zoo gibt es schon lange nicht mehr in Düsseldorf (nur noch den Aquazoo, und der liegt ganz woanders). Das sogenannte Zooviertel (oder auch Düsseltal) heißt nur noch so, weil dort bis 1945 der Zoo war. Besucher verwirrt das regelmäßig ...
Die Rethelstraße. "Meine" Einkaufsstraße direkt um die Ecke. Erst als ich schon länger hier wohnte und auch mal in einem Schreib- und Spielwarenladen auf der Rethelstraße arbeitete, erfuhr ich, dass diese Straße eine beliebte Adresse ist - durchaus auch bei den Besserverdienenden ... Ich mag sie vor allem, weil sie alles bietet, was ich brauche, um meine Besorgungen zu machen, ganz besonders, seit hier vor kurzem ein DM aufgemacht hat ;-)
Die Enten- und Gänseküken am Uniteich. Ihr denkt jetzt "Die hat sie doch nicht mehr alle"?. Vielleicht. Ein bisschen. Aber wenn ihr im Frühling die neuen Küken sehen würdet, würdet ihr auch dahinschmelzen. Die Küken watscheln gerne auch mal an der Unibibliothek vorbei, wo dann alle möglichen Leute stehen bleiben und sie fotografieren und angucken - da werden alle wieder zum Kind. Außerdem sind die Küken ein untrügliches Zeichen dafür, dass es bald Sommer wird.
Den "Schwan". Wo wir schon mal bei Geflügel sind ... Mein absolutes Stammcafé, zumeist dasjenige in der Altstadt am Burgplatz, mit Blick gen Rhein. Seit ich Vegetarierin bin, finde ich leider nicht mehr so viel zu essen auf der Karte, aber die hausgemachte Limonade und das warme Schokoküchlein sind immer noch unschlagbar lecker und für meine Freundin K. und mich ist es die Adresse für Mädelstreffen. Vor kurzem haben sie jetzt auch eine Filiale in der Nähe meines Viertels aufgemacht - jetzt wo ich bald wegziehe ... Tzes ...
Das "Sattgrün". Ein tolles vegan-vegetarisches Restaurant, in dem es regionale und saisonale Küche gibt, in Büffetform. Leider sind diese Art Restaurants in Düsseldorf noch recht rar gesät ... Dort gehe ich gerne mit meiner Freundin J. essen, die sich dort als Veganerin nicht dauernd Gedanken machen muss. Wenn ihr mal ins "Sattgrün" kommt, müsst ihr unbedingt den Crumble probieren, der ist einfach göttlich!
Das Japanviertel. Die große Besonderheit Düsseldorfs, denn hier lebt die größte japanische Gemeinde Deutschlands und diese prägt das Stadtbild ungemein. Nicht nur im Japanviertel, sondern auch im Nordpark mit dem japanischen Garten und mit dem Eko-Haus und dem buddhistischen Tempel und japanischen Kindergarten in Oberkassel. Im Japanviertel bin ich allerdings häufiger. Hier kaufe ich meine Sojasauce, Noriblätter oder Sushireis, wir gehen gerne im Okinii essen und bei Waraku oder Maruyasu kaufe ich meine Onigiri to go. Die beiden japanischen Bäckereien sind auch ganz toll, weil es hier Sachen gibt, die für den deutschen Gaumen eher befremdlich sind. In der Woche vor dem Japantag (der gewöhnlich im Mai oder Juni stattfindet) lohnt es sich, in den Supermärkten vorbei zu schauen, weil diese dann ihr Sortiment aufstocken.
Die 706. "Meine" Straßenbahn, mit der ich am häufigsten fahre. Sie bringt mich (teils) zur Uni und in die Altstadt. Sie ist die kurioseste Straßenbahn in Düsseldorf, weil sie seltsam im Rund fährt, so wie keine Bahn sonst. Wichtig ist in Düsseldorf übrigens, dass man zur Straßenbahn niemals "S-Bahn" sagt, denn das sind die Züge, die Düsseldorf mit anderen Städten verbinden.
Meinen Postboten.
Das klingt jetzt ein wenig seltsam und zweideutig ("Wenn der Postbote
zweimal klingelt", haha), aber mein Postbote ist so eine rheinische
Frohnatur, ein netter älterer Herr, der meinen Namen kennt, auch wenn
ich ihm auf der Straße begegne. Er kramt mir dann gerne auch mal meine
"Zeit" oder den "Spiegel" aus seinem Postwagen und er schleppte eine
ganze zeitlang kiloweise Bücher für mich durch die Gegend, als ich meine
Tauschticket-Phase hatte.
Neben meinem Postboten werde ich auch noch weitere Menschen "vermissen", mit denen ich hier regelmäßig zu tun habe. Beispielsweise diverse Ärzte (in Berlin neue zu finden, das wird mein Albtraum!) oder Supermarktkassiererinnen.
Neben meinem Postboten werde ich auch noch weitere Menschen "vermissen", mit denen ich hier regelmäßig zu tun habe. Beispielsweise diverse Ärzte (in Berlin neue zu finden, das wird mein Albtraum!) oder Supermarktkassiererinnen.
Den kürzeren Weg nach Mönchengladbach und Saarbrücken. Düsseldorf liegt wesentlich näher an M.s und meiner Heimatstadt als Berlin, das ist klar. Nach Mönchengladbach können wir mal eben rüberfahren und auch wenn Saarbrücken wiederum ein gutes Stück weiter ist, ist es noch näher als von Berlin aus. Der weitere Weg und der Einstieg ins Berufsleben bedeuten, dass wir (v.a. ich) unsere Familien noch seltener sehen werden, aber ich denke, das werden wir auch noch schaukeln.
Und natürlich werde ich auch meine Freundin J. vermissen, die uns aber hoffentlich mal in Berlin besuchen kommt!
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