But I'm not a slave to a god that doesn't exist [...]
- Marilyn Manson, "The Fight Song"
Die Kirche und ich, das ist ein schwieriges Kapitel. In meiner Familie geht es nicht sehr religiös zu, obwohl man traditionell getauft wird, zur Kommunion und zur Firmung geht, kirchlich heiratet und auch auf einem katholischen Friedhof beigesetzt wird. Auch ich bin katholisch getauft und noch mit Vergnügen zur Kommunion gegangen. Zur Firmung wollte ich schon nicht mehr, aber meine Mutter hatte damals die stille Hoffnung, dass ich dadurch mal ein bisschen unter Gleichaltrige komme. Schon seit ich vierzehn Jahre alt bin, habe ich mit dem Gedanken gespielt, aus der Kirche auszutreten. Die Kirche und ich, das ist keine Liebe, das ist nicht einmal eine Zweckgemeinschaft, und angesichts der Kirchensteuern, die ich irgendwann zahlen müsste, war es nur eine Frage der Zeit bis ich meinen Gedanken Taten folgen lasse.
Die Kirche mag auch manchmal Gutes tun, aber für mich persönlich tut sie nichts, und dann will ich sie auch nicht unterstützen, besonders nicht mit meinem Geld. Da gibt es andere Organisationen und Menschen, die ich unterstützen möchte und werde, auf vollkommen freiwilliger Basis ...
Bereits in meiner Jugend habe ich mich mit Religion beschäftigt. Ich habe die Bibel zu großen Teilen und viel über die anderen Religionen gelesen, es macht mir auch großen Spaß, über Religion zu diskutieren - ganz besonders, wenn ich Halbwissen entlarve ... Aber das Dogmatische der katholischen Kirche, das fand ich irgendwann nur noch schrecklich. Die starre Hierarchie und die rückständigen Ansichten des Papstes, der vorgibt, was seine Schäfchen glauben und tun sollen, wenn sie nicht in der Hölle landen wollen - und das noch im einundzwanzigsten Jahrhundert! Zu einem gewissen Zeitpunkt in meinem Leben wollte ich sogar zum Protestantismus konvertieren - aus Protest (wie passend, eigentlich ...). Selbst mein Glaube an den einen Gott ging irgendwann flöten, wenn ich denn wirklich jemals an ihn geglaubt habe. An was ich denn glaube (denn Atheistin bin ich ganz und gar nicht), dazu an anderer Stelle mal mehr ...
Letzte Woche war es dann soweit: Nach elf Jahren des Untätigseins und des Zauderns bin ich aus der katholischen Kirche ausgetreten. Das Lächerlichste daran war, dass es mit Religion überhaupt nichts zu tun hatte. Der gesamte Akt fand beim Amtsgericht statt, wo ich nur angeben musste, aus welcher Kirche ich austreten möchte, welchen Familienstand ich habe und zum Abschluss ein Formular unterschreiben musste. Dann bekam ich die Bescheinigung meines Austritts zweimal ausgedruckt - einmal für mich, einmal für das Finanzamt, damit mein Austritt auf der Lohnsteuerkarte verzeichnet wird - und dann durfte ich konfessionsfrei wieder von dannen ziehen. Und da soll mir noch einmal jemand etwas von Trennung von Staat und Kirche in Deutschland erzählen ...
Übrigens: Der Kirchenaustritt kostet in den meisten Bundesländern Geld, weswegen ich, als feststand, dass wir nach Berlin ziehen würden, gewartet hatte - in Berlin ist es (noch) kostenlos. Aber auch das soll sich irgendwann einmal ändern, wenn es nach den Politikern geht.
Wer sich zum Kirchenaustritt informieren möchte, dem kann ich nur die gleichnamige Website empfehlen.
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