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"Biographie des Hungers" ist so ein Roman, der zwischen Autobiographie und Fiktion changiert. Nothomb erzählt von ihrer Kindheit, die bestimmt ist vom Beruf ihres Vaters, der als Diplomat alle paar Jahre in ein anderes Land geschickt wird - und mit ihm seine Familie. Ihre ersten Lebensjahre verbringt sie in Japan, dem für sie gelobten Land, in dem sie aber auch Opfer ihres ewigen Hungers ist. Nicht nur dem physischen Hunger, sondern auch dem psychischen, dem Hunger nach Liebe, Zuneigung, Leben. Ständig ist sie damit beschäftigt, die Dinge, nach denen sie hungert, heranzuschaffen. "Biographie des Hungers" offenbahrt den Blick auf ein seltsames junges Mädchen, das ebenso gut eine Romanfigur sein könnte und es zu einem guten Teil auch ist.
Der Roman erzählt aber nicht nur vom Hunger, sondern auch von der Heimatlosigkeit und den Versuchen Amélies, eine Heimat zu finden. Nach der "Verbannung" aus ihrem "Paradies" Japan wird der Vater ins kommunistische China geschickt, das die Familie drei Jahre später nur zu gerne wieder verlässt, um anschließend in New York dem Exzess zu verfallen - allen voran Amélie.
Wie auch in "Mit Staunen und Zittern" weiß man auch hier nie so wirklich, wie weit man Nothomb als Erzählerin trauen kann und wann das Fabulieren beginnt. Vom Ton her ist "Biographie des Hungers" allerdings wesentlich ernster und nachdenklicher und nimmt sich nicht so viel Zeit. Im Schnelldurchlauf erfährt man von Nothombs Leben bis zu ihrem einundzwanzigstem Lebensjahr, als sie wieder nach Japan zurückkehrt.
«Mein Land war ein Land des Wassers, in China herrschte Dürre. Die Luft war so trocken, dass das Atmen weh tat. [...] In der Fremde leben ist ein Atemleiden.» (S. 62)
Diogenes. Taschenbuch. 207 Seiten. ISBN: 978-3257240429. 9,90 €
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