In letzter Zeit plagen mich immer wieder Gedanken, die um ein großes Themenfeld kreisen, das mich insgeheim eigentlich furchtbar nervt, da es nicht für das steht, was mir wichtig ist, nämlich Äußerlichkeiten. Aber es ist wie verhext, ständig zerbreche ich mir den Kopf um Fragen und Gedanken wie "Bin ich zu dick?", "Wieso kann ich nicht größer sein?", "Ich fühle mich unwohl so wie ich bin." oder ein allzu plattes trotzig dahingeworfenes "Ich bin häßlich!". Der letzte Blogeintrag von H. hat mich nachdenklich gestimmt, ebenso wie das Video der Kosmetikfirma Dove (siehe oben), das mir M. heute gezeigt hat. Und auch wenn mir nach diesem Blogeintrag vielleicht Feministinnen die Tür einrennen und sich dagegen wehren: Es sind eben vor allem wir Frauen mit dem verkorksten Selbstbild. Ja, Frauen, ganz verallgemeinert. Und ja, nicht auch die Männer, denn die ziehen erst in den letzten Jahren allmählich nach was das verzerrte und unrealistische Idealbild in der Werbung angeht.
Woher kommt es, dass wir selbst uns so extrem selbstkritisch und - noch krasser - negativ sehen? So negativ, dass wir uns als häßlich beschreiben, obwohl wir es gar nicht sind? Sind wir nicht alle auf irgendeine Weise schön? Und selbst wenn uns jemand nicht schön findet, entsprechen wir dann nur einfach nicht diesem subjektiven Geschmack? Wenn jemand mit unseren Charaktereigenschaften nicht so klar kommt, macht uns das oft nicht so viel aus als wenn er/sie sagt, wir haben zu breite Hüften, schmale Lippen oder zu buschiges Haar. Die meisten von uns wissen sehr wohl, dass wir nicht annähernd so schlecht aussehen wie wir uns selbst sehen, dass andere uns nicht so sehen, dass wir schön sind. Dass wir attraktive Frauen sind, jede auf ihre eigene Art. Die eine mit langen Locken, die andere mit tollen Augen, die dritte mit langen Beinen, wieder eine andere mit Grübchen in den Wangen. Und das alles hat auch nichts mit sexistischen Reduzierungen zu tun, wir sind nun mal alle noch halbe Neandertaler, die auf solche Äußerlichkeiten "hereinfallen" und wenn wir uns verlieben, dann sehr wohl auch in diese Äußerlichkeiten, denn so ehrenvoll dieses "Auf die inneren Werte kommt es an" auch ist, die Art Mensch erhält diese Weisheit nicht!
Doch zurück zum Thema: Wieso fällt es uns so schwer, uns objektiver zu sehen? Wir sehen uns wie durch einen Zerrspiegel und hören viel zu selten auf ernst gemeinte Komplimente, weil wir an der Vorstellung von uns selbst festhalten: Wie kann mein Mann mich wunderschön finden, bei den Schenkeln und dem Bauch? Und den Dellen in den Schenkeln? - Doch betrachten wir das Szenario doch mal von der anderen Seite: Stört uns der kleine Bauchansatz denn wirklich bei unserem Partner? Nein, wir sehen darüber hinweg, weil wir ihn lieben (Anm.: Man möge mir die heterosexuelle Sicht der Dinge verzeihen, diese kenne ich nur aus eigener Erfahrung am besten ...).
Die Liebe macht den anderen Menschen schön. Das funktioniert auch bei Mutter und Kind, bei Freundinnen und Freunden. Wen wir mögen oder gar lieben, der ist auch schön für uns. Diese Liebe sollten wir uns selbst auch manchmal gönnen, wenigstens ab und an, gerade, weil es so schwer fällt. Wir sollten uns gegenüber achtsamer sein, uns nicht noch zusätzlich fertig machen, wenn wir einen blöden Tag haben, sondern uns auch mal loben. Das, was wir an uns mögen, besonders lieben und bevorzugt betrachten, wenn wir es nicht schaffen, über die nicht so liebenswerten Stellen hinwegzusehen.
Die Erkenntnis, das ich mich darin üben muss, hilft mir in den Momenten, in denen ich in das alte Verhalten zurückfallen will. Natürlich verhalte ich mich noch nicht so wie es besser für mich wäre, aber ich möchte es gerne und deswegen versuche ich, ab sofort öfters an meine Augen, meine Lippen, meine Hände und meine Haare zu denken statt an meinen Bauch und meine Beine. Denn insgesamt ist es doch meistens so, dass mehr positives als negatives übrig bleibt, wenn wir ehrlich zu uns sind ...
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