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(c) Frau von Saltkrokan |
Das Thema Vegansein ist für mich noch lange nicht abgehakt, das habe ich spätestens letzte Woche gemerkt, als ein Kommilitone von M. zu mir meinte, vegan sei für ihn das einzig Konsequente (Und das sagt er als Fleischesser!).
Es ist nicht so, dass ich es nicht besser wüsste, aber es fällt mir viel schwerer, auf vegan umzusatteln als auf vegetarisch, das war fast ein Klacks.
Leuten wie mir soll das Buch "Ab heute vegan" helfen. Es stammt von den Autoren von "Deutschland is(s)t vegan", richtet sich an Leute, die wenig oder gar keine Vorkenntnisse mitbringen und ist sehr praxisorientiert. Für mich persönlich hielt es wenig Neues bereit, es ist wohl also für die wirklich blutigen Anfänger. Für diese lohnt sich das Buch aber wirklich: Es ist schön gestaltet und übersichtlich und noch dazu liest es sich mit Spaß runter. In verschiedenen Kapiteln werden die einzelnen Ernährungstypen erklärt, Tipps zur Ernährung und zum Einkaufen gegeben und genauso werden die Themen Auswärts essen, Kosmetik und Kleidung behandelt. Auch mit Mythen und Vorurteilen wird aufgeräumt. Besonders schön fand ich das Kapitel "Entspannt mit (Nicht-)Veganern", in dem mehrfach dazu aufgerufen wird, geduldig und tolerant zu sein und nicht mit der Moralkeule auf alle Nicht-Veganer einzuschlagen.
Das Thema Schwangerschaft und Kinder wird leider nur in einem kurzen Abschnitt abgehandelt. Gerade so ein heikles Thema hätte ein wenig mehr Platz verdient. Natürlich kann man da keine allzu detaillierten Tipps geben, weil diese Themen allein schon eigene Bücher füllen würden, aber ein bisschen schwammig bleibt das Ganze dann doch. Genauso wie bei der Frage, ob man vegane Kleidung bei nicht-veganen Unternehmen kaufen sollte. An diesem Punkt wird nur die Empfehlung ausgesprochen, man solle vegane Unternehmen bevorzugen. Auch hier gilt wieder: Es ist sicherlich schwer, den Leuten zu sagen, was sie machen sollen, aber wenn man es nicht genauer machen kann, hätte man vielleicht auch darüber nachdenken sollen, diesen kleinen Abschnitt wegzulassen. Er lässt die Leser eher im Regen stehen.
Die Interviews mit vegan Lebenden waren auch sehr interessant, weil sie thematisch zu den einzelnen Kapiteln passen, aber auch zeigen, dass sich vegan durch alle möglichen Berufe und Lebensstile zieht.
Für meinen Geschmack hätte man den Rezeptteil noch etwas ausbauen und vor allem die Anregungen für Baukasten-Gerichte nicht auf Gemüsepfannen, Aufläufe, Gemüsesuppen und Salate beschränken sollen. Das hat so ein bisschen was von Klischee und Vorurteilen, die ansonsten ja mit diesem Buch ausgeräumt werden sollen. Was Essen angeht, ist das Kapitel zu Auswärts essen auch sehr hilfreich, es gibt Tipps und macht Mut, sich nicht auf die Standardkarten zu beschränken und in den Restaurants Vorschläge zu machen.
Anfangs irritierte mich die Fülle an Links, Literaturhinweisen und vor allem die Erwähnung von Produkt- und Firmennamen, aber für Einsteiger ist es fantastisch. Denn was nützt es, schwammig zu erklären, dass es in vielen Supermärkten Alternativen für Milch gibt oder in Drogeriemärkten Naturkosmetik. Konkrete Namen helfen dem Unbedarften mehr als bloße Hinweise, die eh nur eine eigene Suche notwendig machen. Besonders in Sachen Kosmetik und Kleidung sind diese Tipps hilfreich, denn vegan ernähren ist im Vergleich dazu (für mein Empfinden jedenfalls) leichter umsetzbar.
Insgesamt ist "Ab heute vegan" ein guter Einstieg in das Thema Vegansein; für informiertere Leser sind sicherlich die Literaturhinweise und Linktipps sehr interessant.
Mich hat das Buch auf jeden Fall wieder nachdenklicher gestimmt und ich habe mich heute beim Einkaufen dabei "ertappt", wie ich nicht-vegane Lebensmittel wieder ins Regal zurückgestellt habe. In Zukunft will ich versuchen, veganer zu leben. Das ist ein Zwischenzustand, vielleicht auch ein fauler Kompromiss, aber mehr geht (noch) nicht. Noch bin ich nicht soweit wie die Autoren von "Ab heute vegan", aber vielleicht bin ich ja auf dem Weg dorthin:
«In dem Film "Matrix" haben die Menschen die Wahl, die blaue Pille des Verdrängens und der Illusion, oder die rote Pille der Erkenntnis, der Realität, zu schlucken. Die Autoren dieses Buches haben sich für die rote Pille entschieden, und das war eine der besten Entscheidungen in ihrem Leben.» (S. 116)
Ventil Verlag, Taschenbuch, 137 Seiten, 12,90 €, ISBN: 978-3-95575-010-7
Ich danke dem Ventil Verlag herzlich für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!